Die Nacht war recht frisch und ich war froh, dass ich Socken und Jacke anhatte, denn die Decke rutschte ständig von meinem Hygienesack.
Wir trinken nur einen heißen Kaffee zum Auftauen, räumen unser Zelt auf und dann kommt die Abnahme vom Zeltwart. Alles gut und er findet noch meinen Seifenbeutel, den ich in der Dusche vergaß. Merci! Den hätte ich vermisst.Im Ort kaufen wir uns 3 Teilchen und Baguette. Heute führt der Weg mit Blick auf die Madonna hinaus und ich kann sie von unten fotografieren. Näher heran kommen wir nicht, denn die Burg hat nur am Wochenende geöffnet.
Schnell wärmt uns die Sonne auf. Holger meint: Im Frühtau zu Berge....Ich stimme ein, doch in der dritten Strophe verlässt mich der Text.
Es geht über weite Felder, wo wir nacheinander ein Reh, einen Hasen und einen Fasan aufscheuchen.
So kommen wir nach Sorigny, wo am Ortseingang auf eine Videoüberwachung hingewiesen wird. Das scheint in Frankreich so üblich zu sein.
Wir setzen uns auf den Spielplatz und essen unsere Teilchen. Das " Tresse" entpuppt sich als genialer Blätterteig mit einer schokoladigen Nussfüllung, welches grandios schmeckt. Eine Neuentdeckung von uns in France.
Wir brechen auf zu fast 15 km Weg ununterbrochen durch Felder. Die Sonne lacht, ein Lüftchen weht, Holger schweigt, so lässt es sich famos in den eigenen Gedanken schwelgen und pilgern.
Nun kommt ein Wald, um den der Weg führt. Holger hat gestern gesehen, dass es einen Weg gerade durch gibt und fragt mich: warum? Ich denke, dass es ein privater Wald ist, der nicht betreten werden darf.
Nun stehen wir davor und es ist so! Allerdings steht das Tor offen und mein Französisch ist noch nicht besser😄. Wir laufen schnurgerade fast 2 km auf einem sonnigen Forstweg. Ich sage Holger, wenn jemand kommt soll er still sein und mich reden lassen. Ich werde die Karte schwenken, auf mein Pilgerstatus verweisen und sagen, dass es zu weit ist! Ansonsten verstehe ich nix. Ahnungslos und mit " Uschi- Blick" ...das kriege ich hin. Darüber amüsieren wir uns, aber wir brauchen dieses Schauspiel nicht aufzuführen, denn wir sind allein im Wald. Am Ende steht ein geschlossenes Tor, doch an der Seite kommen wir durchs Unterholz vorbei. Hurra 4 km gespart!
Nun gelangen wir nach Sainte- Catherine- de Fierbois, wo wir kurz in der Kirche innehalten und auf einer Bank, wieder am Spielplatz, die zweite Pause einlegen.
Nur noch 8 km über Felder, an einzelnen Höfen, mal mehr - mal weniger aufgeräumt vorbei, nach Saint- Maure- de Touraine.
Hier ist heute Schluss und wir haben noch kein Bett. Das "Hotel des Chevaux" liegt an der D 910 und sieht ziemlich abgehalftert aus. Das chambre d' hotes ist weiter draußen und so fragt Holger tatsächlich im Office de tourisme nach der Pilgerherberge. Wir bekommen den Plan, den Schlüssel und bezahlen jeder 12€. Dann laufen wir zum Supermarkt und kaufen ein. Ich freue mich, dass wir die Pilgerherberge nutzen, allerdings habe ich auf dem Weg so meine Zweifel, ob es eine gute Idee ist, denn aus meiner Erfahrung sind diese kommunal geführten Herbergen meistens ziemlich einfach und schmuddelig. Wir laufen auch noch in die verkehrte Straße, was den Weg verlängert.
Wer wagt gewinnt. Das Häuschen wurde saniert, ist tatsächlich auch in den Berg gebaut und was die Sauberkeit anbetrifft, hatte ich die richtige Vorahnung. Ich finde Desinfektionstücher und putze das Waschbecken. Die Dusche betreten wir mit Badelatschen. Das Bett wird ein Abenteuer, der Aufenthaltsraum ist schön. Wir duschen heiß, sitzen vor dem Häuschen. Ändern können und wollen wir es nicht mehr, denn wir sind heute etwas über 31 km gelaufen. Das ist genug.
Holger wird von einem Anwohner angesprochen und erfährt, dass die umliegenden Anwohner sich wochenweise, ehrenamtlich um die Herberge kümmern. Abends macht Holger den Kaminofen an und wir essen gemütlich. Mollig warm genießen wir die einmalige Atmosphäre: die Welt ist in Ordnung. Der Kaminabzug wärmt auch das darüberliegende Schlafzimmer, sodass wir es heute schön kuschlig haben.
Die Muscheln sind mit den Namen der Pilger versehen, die seit Eröffnung hier waren. Aber jetzt sind wohl die Muscheln ausgegangen.
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