Mittwoch, 21. September 2022

10. Etappe: Toujours le long de la rue

Gut erholt, ausgeruht und ohne Bettwanzenstiche ( wunderbar, ich danke dem Herrn), decke ich uns den Frühstückstisch. Gut gestärkt beginnen wir den neuen Tag. Den Schlüssel des Häuschen stecken wir in den Postkasten vom Tourismusbüro und lenken unsere Schritte schnell von der großen Straße zu den Feldwegen, vorbei an verstreut liegenden Höfen.


So kommen wir nach 10 km in Draché an, wo die Kirche geschlossen ist, aber an einem Aushang Pilgerinformationen stehen. Mit meinem minimalistischen Französisch verstehe ich, dass es im Tabac gegenüber einen Pilgerstempel gibt und im Ort eine Boulangerie. 
Wir setzen uns auf eine Sonnenliege und erfreuen uns am Himmelblau. Heute erscheint es uns wieder recht warm.
 In meinem Thermosbecher ist noch ein kühler Pilgerschluck unseres restlichen Roséweines von gestern abend. Mein Pilgerpartner lässt nichts umkommen und so teilen wir uns den 
" winzigen Schluck". ( Frei nach der Feuerzangenbowle)


Leider kann mann den betörenden Duft dieser Rose nicht posten.  Sie sah wunderschön mit ihren weißen Rändern aus.

Wir beschließen den Bäcker zu suchen, denn wenn wir im nächsten Ort sind, ist Mittagszeit und da wird es schwierig. Im Laden gibt es neben dem Baguette noch ein einziges Croissant d' Amandes  welches wir mitnehmen und teilen. Es ist wieder eine Überraschung. Hier ist es gefüllt mit einer dünnen Schicht Mandelmarzipan und einem Hauch Schokocreme, darüber crosse Mandelblättchen- ein genialer Genuss! Ich bin froh, dass unsere Bäcker nicht so backen, das wäre der absolute Figurkiller!

Ab jetzt geht es an kleinen Straßen durch die Felder bis nach La Celle- Saint- Avant. Auch hier ist am Mairie, direkt neben der Kirche ein Infoschild für Pilger angebracht. Wir fühlen uns willkommen, nicht nur das der Weg sehr gut ausgeschildert ist, diese lieben Gesten sind so fein.



Obwohl Mittagspause ist, kommt ein Angestellter heraus und fragt, ob wir etwas brauchen und gibt uns einen Stempel.
Dann queren wir die Creuse und setzen uns an deren Ufer für eine größere Mittagspause.



Weiter geht es am Asphaltband entlang, die Sonne brennt und Holger meint, er sei froh, dass er Ende September läuft. Im Sommer ist es sicher nicht auszuhalten 
In Les Ormes bewundern wir ein großes Schloss, samt riesigen Stallgebäude. Leider haben wir keine Zeit für eine Besichtigung, denn wir haben noch 5 km und kein Bett.   



Das ist der Stall!

Aber Zeit für eine schöne Kirche nehmen wir uns, bevor es weiter geht.


Ein kleines Stück dürfen wir an dem Ufer der Vienne entlang gehen, bis sich die letzten Kilometer an der Straße nach Dangé- Saint- Romain ziehen.


Wir gehen in das Office de tourisme, um in der Pilgerherberge übernachten zu können, denn ein Hotel gibt es nicht.  Aurelia, die Dame im Büro erklärt uns, dass diese seit Corona geschlossen ist. Wir haben ein Problem, dem sich Aurelia annimmt. Es gibt drei Familien im Ort, die Pilger auf Spendenbasis aufnehmen. Sie telefoniert herum und wir haben Glück, die Dritte ist bereit und braucht nur 30 Minuten um unsere Ankunft vorzubereiten. Welch ein Glück!
Wir setzen uns in ein Café, trinken etwas und laufen dann zu Madame Therese, die uns herzlich willkommen heißt. 
Wir bekommen das ehemalige Kinderzimmer und ein eigenes Bad. Unsere Wäsche steckt sie in die Waschmaschine. Sie weiß, was ein Pilger braucht, denn ihr Mann ist auch Pilger und gerade unterwegs.
Abends bekommen wir ein leckeres Menü, mit allem was dazu gehört. Vorspeise, Salat, Hauptgang, Käse und köstliches Dessert. Dazu ein herrliches Gespräch. Es ist grandios und wir sind sehr dankbar für diesen wunderbaren Tagesausklang.




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