Montag, 26. September 2022

15. Etappe: Viel Wind

 In dem riesigen Bett schlief es sich herrlich und das Frühstück war phantastisch. Es gab sogar " Hagelslag" - Schokostreusel, wie in Holland üblich. Dazu ein sehr nettes Gespräch mit unserem Gastgeber, Café au lait: Herz was willst du mehr?

Zuerst führt uns der Weg zum Office de tourisme,  weil wir wieder ein Stück mogeln müssen, da das Bett auch heute weit weg steht.


          So sieht es im Office de tourisme aus.

Die Ernüchterung kommt, denn der einzige Bus fährt erst nach 12 Uhr. Solange wollen wir nicht rumsitzen und so schauen wir auf die Karte und finden Abkürzungen zum offiziellen Weg über kleine Landstraßen und Feldwege.

Das Wetter ist heute frisch, doch noch sehen die Wolken freundlich aus.


        Was ist mit der Freiheit passiert?

So laufen wir wieder durch herrliche Weite und ich genieße jeden Schritt und bin dankbar, dass ich es kann. Wie wunderbar funktioniert doch der menschliche Körper. Eine Marsch- Maschine 😄.

Wir kommen etwa zeitgleich mit dem Bus in Brioux- sur- Boutonne an. Es ist Zeit für eine Pause. Wir finden eine Boulangerie und Holger ist sehr erstaunt, dass ich der Verkäuferin auf Französisch klar machen kann, dass ich den größeren der beiden Brownies möchte. Sie versteht es, lacht und packt den größeren ein. Also beim Essen kann ich mich verständigen😉.
Wir setzen uns vor die verschlossene Kirche und der Wind wird stärker. Er treibt eine dunkle Wolkenwand auf uns zu.
Der Weg ist immer noch zu weit und so probieren wir es noch einmal mit dem Daumen im Wind. Leider hat heute keiner Mitleid und ich singe mit abgewandeltem Text: Und dann fahren sie vorbei, an ihren Senioren und haben 1 und 2 und 3 Plätze frei...(  Das Lied von Karusell- Autostopp).
Da wir glücklos sind, ruft Holger bei dem hiesigen Taxiunternehmen an. Kurz darauf kommt das Taxi und wir fahren bis La Villedieu. Die Taxifahrerin staunt, dass ich noch laufen will, aber was muss, dass muss!
An der Kirche lässt sie uns aussteigen und wir schauen kurz rein, bevor wir dem Chemin de Compostelle noch 7 km bis nach Aulnay folgen.
Am Weg sind schöne Sandsteinsäulen mit Richtungspfeilen, welche mich sehr an den Camino in Spanien erinnern.



Wir laufen über weite Felder und der Wind nimmt zu. Die Wolken werden schneller und Holger auch. Er befürchtet, dass ihn ein Baum erschlägt und er seinen 60. Geburtstag nicht mehr erlebt. Ich verspreche ihm, dass ich die Ambulance rufe und sie bitte ihn bis morgen zu beatmen, damit er seinen Geburtstag erlebt.🙈. Holger liebt diese, meine Art von Humor.😇
Einen ganz kurzen Moment sprüht es ein wenig, aber der Schutzpatron der Pilger ist bei uns.
Dann sind nur noch Wind, Felder und wir....wunderbar.





In Aulnay finden wir eine hübsche, kleine, fast schmucklose Kirche, in die wir eintreten.




Nun laufen wir zu unserem heutigen chambre ď hôtes. Der Gastgeber begrüßt uns mit einem Glas Rosé und einem Stück Feigenkuchen, der wie holländisches Honigbrot schmeckt.
Holger fragt ihn woher er kommt, denn sein Französisch ist nicht sehr gut, sein Englisch versteht er besser. Aus Australien - Melbourne! Wow, aus einer Millionenstadt in einen 1500 Einwohner- Ort. Das ist krass. Die Erklärung ist einfach, der Grund ist die Liebe!
Die Eltern seines Mannes, Engländer, sind vor 33 Jahren aus Südafrika nach Frankreich ausgewandert und haben dieses chambre ď hôtes eröffnet. Die Frau ist gestorben und der Mann hat seinen Sohn gebeten zu übernehmen. So sind sie vor 4 Jahren hierher gekommen. Was für ein Schritt! Sein persönlicher Jakobsweg, wie er sagt.
Wir können noch Abendessen bestellen  was super ist, denn im Ort gibt es nur eine Bar.
So haben wir drei lange Stunden zum Ausruhen. Inzwischen regnet es draußen und wir sind im Trockenen. Perfekt.



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