In der Nacht hat es kräftig geregnet und als ich morgens aus dem Fenster schaue, hängen bleigraue, regenschwere Wolken über Blois.
Wir holen uns beim Bäcker Teilchen und frühstücken gemütlich. Dann packen wir das Regencape griffbereit und starten.
Zuerst gehen wir in die Kirche Saint Nicolas- direkt hinter unserem Quartier. Auch diese beeindruckt durch ihre schiere Größe, die fetten romanischen Säulen und die bunten Fenster.
Der Weg führt uns an der Loire aus der Stadt hinaus, im später, weg vom Fluss auf die Hügel steil bergauf zu führen. Durch kleine Orte, weite Felder und kleine Märchenwälder führt uns der Weg bergauf und ab, sodass wir heute auch mal Höhenmeter absolvieren.
Wir verlieren im Wald kurz den Weg, doch die Richtung stimmt und bald sind wir richtig.
In einem kleinen Ort geht der Weg ganz schmal zwischen den Grundstücken hindurch. Plötzlich kläfft ein struppiger Köter direkt neben mir am Zaun und knurrt. Mein Herz bleibt ruhig aber die Nackenhaare stehen aufrecht. Er kläfft sich in Rage, ähnelt einem Wolf und selbst auf die Madame, die ihn zur Ruhe mahnt, hat ihn nicht im Griff. Was bin ich froh, dass ein Zaun dazwischen ist.
Die Grundstücke hier sind teilweise so riesig, dass wir 15min an der selben Mauer entlang gehen. Dahinter sehen wir Wald, Apfelbäume, Nebengebäude, doch das eigentliche Haus bleibt verborgen. Selbst neu gebaute Häuser stehen auf riesigen Grundstücken. Wer hat der kann!?
Inzwischen haben sich die Wolken verzogen und wir haben wieder Sonne satt! So soll es sein. In Chouzy setzen wir uns vor die Lirche in den Schatten und pausieren. Ich bin auch hier über die Dimension der Dorfkirche und ihre herrlichen, bunten Glasfenster erfreut.
Holger nutzt die Zeit, um ein Bett zu suchen. Ihn macht es nervös, dass wir noch nichts gebucht haben. Mein Airbnb ist gestern fehlgeschlagen, Holger fand nur etwas für 100€ und ich verwies auf meine Erfahrung mit dem Office de tourisme. Doch er " erklärt mir die Welt"- das mag funktionieren, aber nicht an der Loire!!! Ich frage mich, woher er sein "Weltwissen" hat, wenn er es noch niemals ausprobiert hat?!
Heute zeigt ihm booking nur noch extrem wenige Quartiere ab 200€/ Nacht an.
Indirekt macht er mir nun Vorwürfe, dass er nicht alles von zu Hause aus gebucht hat. Doch es war meine Bedingung, dass wir spontan sein können. Ich vertraue einfach, dass sich etwas findet. Mich ärgert natürlich diese Anfeindung und so laufe ich mal ein paar Meter vor ihm, lenke mich mit Blicken in die hügelige Landschaft ab und freue mich hier zu sein.
Wir laufen nun wieder an Feldern, einem kleinen Privatschloss vorbei und endlich sehen wir die ersten Weinstock. Kleine, pralle, blaue Trauben glänzen in der Sonne. Sie schmecken süß und sind herrlich klebrig an den Händen.
Auf einer kleinen Wiese, nach fast 20km fordere ich eine größere Pause ein, da meine Wade wieder krampft. Holger schaut auf die Karte und dann findet er etwas ab vom eigentlichen Weg einen Mobilhome- Campingplatz. Wir sind gerade mal 2km davon entfernt. Da er aber abseits der Route lief, war das für Holger keine Option. Doch nun sieht es doch verlockend aus. Er Bucht und kurz darauf stehen wir vor unsere smarten Home: 6 Betten, 2 Bäder, Waschmaschine, große Küche, Veranda mit Möbel....Auf dem Gelände Pool, Restaurant und Laden. ..mit Bettwäsche und Handtüchern kostet der Spaß 76€/ Nacht. Es geht doch! Allerdings wird dann der Weg morgen länger, doch wir werden sehen, wie weit wir kommen.
Auf jeden Fall bin ich im Pilgermodus angekommen, erfreue mich an Luft, Sonne, Himmel....möchte immer weiter gehen und denke immer nur an die nächsten 10 Minuten.
Als der Laden öffnet, sehen wir, dass auch hier leere Regale verwaltet werden. Wir kaufen Nudeln, die letzte vegetarische Soße, Reibekäse und ein Baguette. Zum Nachtisch gibt es Schokokekse.
Der Bezahlvorgang ist filmreif. Alle Artikel werden von Hand in ein Buch eingetragen ( komplett Name und Hersteller), dann wird der Preis entweder am PC ermittelt und wenn dass nicht klappt, am Regal nachgeschaut. Mit dem Handy wird versucht zusammen zu rechnen und im 2. Anlauf ist der junge Mann erfolgreich. Hurra, wir sind zum Glück allein im Laden!
Abends kochen wir, sitzen vor dem Mobilhome und Holger bucht Quartiere.
Zwei Turteltauben setzen sich auf unseren Verandazaun. Wenn das kein Zeichen ist. 😍
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen