Morgens gehen wir zu dem " außergewöhnlich" guten Frühstück ( lt. Rezensionen) und stehen erst einmal an, da die Organisation des Buffetts unpraktisch ist. Es staut sich an der Kaffeemaschine😅.
Wir finden alles, was wir brauchen und ich bin von der Orangenpresse begeistert: ein Monstrum von Maschine, wo ich die Orangen oben reinwerfe und unten läufts. Ich freue mich über ein gekochtes Ei und als ich es aufschlage, ergießt es sich über den Tisch. 🙉. Es war roh und ich habe das daneben stehende Eikochbad übersehen. Also 2. Versuch und der klappt besser. Ich bin mit dem frischen, fluffigen Brioche und Feigenbaguette sehr zufrieden. Holger meint, so außergewöhnlich ist es nicht. Ihm fehlt Müsli. Naja, wie hat er erst letztens gesagt: Wenn sein Glas halb leer ist, schenkt er nach! Auch eine Einstellung.
Dann laufen wir los, der Himmel ist bewölkt, die Temperatur startet bei 17°C. Aus der Stadt geht es an der Straße entlang und wir entdecken die französische Variante zu vermeiden, dass Autofahrer überall reinfahren. (Ein Bus passt drüber.)
Gleich danach führt uns ein Fahrradweg ins Grüne, später an Baugrundstücken vorbei und wir staunen wieder über die Dimensionen der fertigen und halbfertigen Villen. Die Pools sind halbe Schwimmbäder und einer hatte seinen eigenen Fußballplatz hinterm Haus.
In einem kleinen Ort ist ein Park Nicki de Saint Phalle gewidmet. Da muss ich natürlich die Kinderraupe fotografieren.
In den Bäumen und vor dem Mairie hängen überall Regenschirme.
Über Felder und kleine Wälder kommen wir gut voran. Ab und an schafft es die Sonne und gleich ist es richtig warm. Wir finden einen Picknickplatz und machen Pause.
Wir laufen heute durch sehr dünn besiedeltes Gebiet und ich genieße die Weitblicke. Meine Augen folgen dem Wolkentreiben. Es ist nichts zu hören, als das Knirschen unserer Schritte und das Zwitschern der Vögel.
Dann geht es an einer größeren Straße entlang und dies kurze Stück ist anstrengend, da recht viele Autos an uns vorbei brausen. Zum Glück zieht uns ein Pfeil wieder ins Grüne. Nach einer sonnigen Pause laufen wir bis zu unserem Ziel- Lousignan.
Am Campingplatz müssen wir unsere Credencial und den Ausweis vorlegen und gegen 10 €/ Person bekommen wir den Schlüsselcode und die Wegbeschreibung zur Pilgerherberge. Hier, in einem Teil des alten Schlosses, sind schon zwei Frauen angekommen, doch wir haben ein Zimmer mit Doppelstockbett für uns.
Wir gehen in das Dorf, in den Bioladen ( wir staunen, dass es einen gibt) und zur Boulangerie und kaufen für das Abendessen ein.
Als wir zurückkommen, gehen die Frauen gerade los und wir erfahren, dass das Restaurant im Ort geöffnet ist. Nach unserem französischen Führer ist es geschlossen. So kann es gehen. Wir genießen unser typisches Melone- Käse- Baguette- Abendessen und diskutieren wie es weitergeht.
Die nächsten Etappen sind entweder viel zu lang ( über 35km) oder aber zu kurz, wenn wir sie teilen. Holger will nicht irgendwo im Nirgendwo, ohne Internet den Tag verbringen. Busse verkehren hier keine. Er hat bald Geburtstag und möchte den nicht in der Pampa verbringen. Was nun? Zu Hause sein, wollte er an seinem Geburtstag nicht, in der Pampa sein will er auch nicht. Weitergehen ist für ihn keine Option. Hier abbrechen ist für mich keine Option. Ich bin gern im Nirgendwo und kann gut mit mir allein sein. Außerdem vertraue ich darauf, dass sich immer ein Weg findet, schließlich sind wir nicht die ersten Pilger, die ihn gehen. Welten prallen aufeinander. Holger erzürnt meine Blauäugigkeit und nennt sie anders. Eine Lösung finden wir heute nicht mehr. Aber er bucht ein Bett für morgen abend in Melle. Ob und wie wir dahin kommen, es sind 40 Kilometer, werden wir sehen. Erst einmal decke ich den Tisch und wir essen.
Da kein weiterer Pilger kommt, zieht Holger in das dritte Zimmer mit Doppelstockbett um und kann so auch unten schlafen. Ein Gefühl wie Schullandheim.
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