Nach einer grausligen Nacht im " Altersheim", (die Franzosen haben sich mit irgendwas stinkigen eingecremt und die Fenster verrammelt) mit Schnarchern und Schnorchlern stehe ich 6 Uhr mit Kopfschmerzen auf. Ich packe meine Sachen und habe keine Lust auf den sicher wieder sehr lauten Frühstücksraum. Ich flüchte bevor es losgeht und laufe in einen schönen, etwas nebligen Morgen bei frischen 12°C hinein und fühle mich sofort besser.
Das Kopfweh verfliegt, als ich die Straße verlasse und auf einen wunderschönen Feldweg auf die Steilküste zu laufe. Der Blick ist phantastisch und es gibt jede Menge entlegene Badebuchten, wo die ersten Surfer schon auf dem Wasser sind.
Das Meer rauscht, grollt und murmelt, je nachdem wie stark der Wellengang ist. Ich sehe kleine Schnecken, die meinen Weg queren und freue mich an ihrer zarten Spur.
Überall stehen hier Wohnmobile und genießen die Freiheit.
Dann geht es vor Somo hinab an den Strand und ich ziehe die Schuhe aus, gönne den Füßen kaltes Wasser und freue mich nur meine Spuren im Sand zu sehen. Die Sonne scheint inzwischen und immer mehr Surfer nehmen die Wellen.
In Somo gibt es eine Fähre nach Santander und ich muss eine halbe Stunde warten. Kaum sitze ich drauf, kommt Gerd ( Ende 60 Baden Baden) an Bord und dass ist gut. Mir ist nicht bewusst, dass ich 2 "Stationen" fahren muss und wäre zu früh abgestiegen. So komme ich schon Vormittags in Santander an.
Die Stadt ist sehr laut, überall wird gebaut, gewuselt, gehämmert und ich laufe durch die Stadt und will nur raus. Selbst in der wunderschönen Kirche finde ich keine Ruhe, da drei Führungen gleichzeitig stattfinden.
Ich flüchte schnellen Schrittes aus der Stadt und treffe wieder auf Gerd. Er meint, ich sei flott dabei, das wäre selten. So gehen wir zusammen und ich erfahre, dass er Wanderleiter ist und überall auf der Welt unterwegs ist. Er arbeitet für verschiedene Vereine und kennt sich aus.
Die Strecke ist nicht schön. Straßen, Autoverkehr und nur noch Asphalt. Das Gegenprogramm zum Vormittag. Im Gespräch kommen wir vorwärts und stellen fest, dass wir dasselbe Hostel gebucht haben. Im Ort gibt es ein Restaurant und ein Mittagsmenü. Ich habe noch nix, außer ein Stück trockenes Brot gegessen ( Pilgerleben ist hart 😉) und so esse ich Salat, Pommes mit Spiegelei und danach eine Tarte der Großmutter, der sich als Schoko- Vanillepudding zwischen 2 Keksen im Glas entpuppt. Dazu Kaffee und ich bin pappesatt.
Dann checken wir ein und es ist das bisher sauberste Hostel. Dusche blinkt, Zimmer geräumig und nur 5 Betten. Ein belgischers Paar zieht ein und noch ein Gerd ( Ende 60 aus Leverkusen), der auch Wanderleiter beim Alpenverein ist. Die beiden Gerds fachsimpeln und es ist lustig ihnen zuzuhören.
Als ich fragen, wie sie morgen laufen ( es gibt x- Varianten u.a. mit verbotenen Wegen, die mich überfordern), erzählt Gerd II, dass er ein Stück Asphalt auslässt und mit dem Zug vor der Tür ein Stück fährt, um den schöneren Teil zu laufen und in Santillana del Mar noch Höhlen zu besichtigen. Ich frage, ob er morgen gern Wanderleiter spielen würde, da würde ich mich anmelden. Er hat nix dagegen und bucht uns auch eine Unterkunft. Prima, ich habe also ein All inklusive - Paket für Morgen gebucht.
Die Nacht war relativ ruhig und ich werde frisch 6 Uhr wach und alles schläft. Ich schleiche mich ins Bad und habe genug Zeit. Dann lese ich, bis alle nach und nach wach werden. Das Frühstück ist übersichtlich, doch ein zweiter Kaffe ist mit einem Bitte und lächeln drin.
Draußen sind frische 15°C und es ist bewölkt. Regen ist angesagt, aber noch schaut es gut aus
Dann warten wir auf den Zug und sind nicht die einzigen Pilger.
Auf der Fahrt schauen wir uns die Brücke an und sind uns alle einig, dass es keine gute Idee gewesen wäre, darüber zu laufen. Zwischen Gleis und Brückenpfeiler sind etwas 80 cm Platz, darunter der Fluss. Es ist unglaublich, dass ein Wanderführer diese Möglichkeit überhaupt beschreibt ( wenn auch mit Haftungsausschluss), denn es verkehren hier auch Expresszüge. Wir sind froh den Zug gewählt zu haben. Allerdings fahren wir noch ein Stück weiter, um uns den Stress an der Schnellstraße zu laufen, zu ersparen.
Zurück in der Unterkunft essen wir die Reste aus dem Rucksack und sitzen vor dem Haus, bis der Regen kommt. Und er kommt! Also Pilgerroutine im Zimmer und ausruhen, bis es weniger wird.
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