Nach einer wirklich erholsamen Nacht, ich lerne mit Ohrstöpsel zu schlafen, stehe ich früh auf und starte kurz nach sieben. Es regnet und so ist das Regencape dran. Die Bars sind noch geschlossen und so laufe ich aus Deba hinaus und es geht gleich steil bergauf.
Ich überhole ein paar Pilger und muss auf den Weg achten, denn es ist richtig matschig und rutschig. Ich bin dankbar für meine Stecken, denn die bewahren mich heute öfter vor dem Sturz.
Vor mir liegt eine lange, anstrengende Etappe. Es geht ständig bergauf und kaum bin ich oben, geht es wieder runter. Sehe ich um eine Bergkuppe einen Weg am Hang entlang, gibt es sicher einen der bergauf führt und das ist meiner. Es gibt tatsächlich auf 28 km nur eine Passage etwa 1 km lang am Hang.
Die Landschaft ist wunderschön und sieht dem Voralpenland ähnlich. Herrliche Bergwiesen mit Mageriten, Akelei, Rotklee, Männertreu und viel mehr auf denen Esel, Pferde, Schafe oder Ziegen stehen.
Dnach geht es durch einen ersten Eukalyptus - Wald und die Blätter rascheln im Wind.
Auf einem Hang blühen riesige Ginsterbüsche sattgelb und ich bin total Happy, dass ich hier laufen kann. Inzwischen ist der Regen vorbei und in einem kleinen Weiler, vor dem Friedhof esse ich eine Nektarine und meinen letzten Müsliriegel. Langsam ziehen die Wolken ab und die Sonne lugt hervor.
In einem Garten stehen riesige Palmen, Zitronenbäume und Orangenbäume, deren Zweige sich mit großen Früchten zu Boden neigen. Leider zu weit weg vom Zaun.
Ich sehe weit und breit keinen anderen Pilger und bin mir nicht sicher, ob ich vom Weg abgekommen bin. Doch dann sehe ich ein Zeichen. Ich habe den Weg für mich alleine, obwohl doch sehr viele Pilger unterwegs sind.
Ich kürze an einer Stelle den Weg über die Straße ab, da es steil bergab auf sehr schmierigen Untergrund geht. Später laufe ich etwas länger und höher über eine Straße, weil es dort sehr nass und matschig nach unten geht.
Eine Strecke ist erst schmierig und an der steilsten bergab Passage wurden fast faustgroße Schottersteine abgeschüttet, sodass ich nur in Kaffeebohnen laufen kann, um zu schauen, ob der Tritt fest ist oder ich mir die Haxen brechen kann.
Kurz vor Markina- Xemein treffe ich Florine und wir laufen gemeinsam in den Ort. In der Info gibt es den Stempel und es wird uns auch gleich der Weg zur Bar erklärt. Unterwegs unterhalten wir uns über Bücher und Kunst. Es klappt mit Englisch und wo es nicht reicht mit Pantomime.
Mit Kaffee con leche und Tortilla pausieren wir in der Sonne, bevor der letzte Abschnitt, wieder auf und ab auf rutschigen Wegen in Angriff genommen wird. An einem Wasserhahn steht plötzlich ein großer Hund neben uns, der uns nun begleitet bis zum Ende unserer Etappe. Wir versuchen ihn erfolglos zurück zuschicken. Erst am Kloster schafft es ein Angestellter, ihn zu vertreiben.
In der Klostermauer ist die Herberge in zwei rustikalen Räumen untergebracht. Es gibt Abendessen im Kloster und für das Frühstück steht alles im Schlafraum bereit.
Die Dusche ist heiß, die Sachen hängen im Wind und auch diese Herberge ist am Abend komplett voll.
Meine Schuhe zeigen schon nach den ersten 100 km Auflösungserscheinungen und ich reklamiere sie per Mail. Bin mal gespannt, was für eine Reaktion kommt.
Der Aufenthalt im Kloster ist sehr spartanisch und von der familiären Atmosphäre spüre ich leider nichts.
Das Essen ist sättigend und ich falle müde ins Bett.
Morgens bin ich als erstes wach und schleiche mich leise raus, um zu packen. Meine Hose kann ich nicht finden und so muss ich warten, bevor ich Licht machen kann. Irgendjemand hat die umgehangen. Das Frühstück ist knapp und ich bleibe bei meinem Motto: Der Pilger nimmt, was man ihm gibt.
Dann geht es los in einen Regentag. Der Weg geht gleich bergauf und ist total matschig. Ich rutsche mehr als das ich laufe und bleibe mit den Stecken und auch mit den Schuhen im Schlamm stecken. Nun sind sie restlos schlammig und die Füße nass. Von oben Wasser, von unten Wasser, in den Schuhen. Die Ausblicke sind sattgrün und Nebel steigt auf. Ein Vogel in der Hecke grüßt mich und den Tag.
Es bleibt bis Gernika anstrengend und schlammig und manchmal ist rechts weniger Schlamm, dann mal links, doch meistens muss ich mitten durch. Stacheldraht und Brombeerhecken am Wegesrand lassen mich um mein Regencape bangen.
Am Wegestand entdecke ich immer wieder Graffitis, die mich sehr nachdenklich machen. In Gernika waren wir Deutschen ja nicht zimperlich.
Nach der Dusche beiße ich kräftig in meine Schokolade und bin einfach nur dankbar, den Tag geschafft zu haben.
Die Antwort meiner Reklamation kam prompt. Ich kann die Schuhe einschicken, dann wird bewertet, ob es ein Materialfehler ist. ALLERDINGS werden schmutzige Schuhe nicht angenommen. Super! Tolle Entscheidung, nach heute kann ich es vergessen!
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