Nach einer ruhigen Nacht wache ich ausgeruht vom Gequassel des italienischen Paares auf. Sie verschwinden und ich frühstücke in Ruhe. Meine Zehen sind von der gestrigen Tour etwas empfindlich ( ohne Blasen) und so tape ich sie vorsichtig ab, um sie zu polstern.
Pilgerfrühstück mit lauwarmen Kaffee aus der Thermoskanne...schon Abend von der Hospitalera vorbereitet 😅
Dann geht es wieder bei frischen Temperaturen in einen graugesichtigen Tag. Der Feldweg führt bergab und ist matschig und schmierig, sodass ich vorsichtig laufe. Der Bach murmelt links, rechts kräht der Hahn und an den vereinzelten Häusern duften die Rosen.
Der Asphalt lässt nicht lange auf sich warten und ich laufe unter, über und neben der Autobahn nach Villaviciosa. Kaum bin ich an den ersten Häusern,muss ich schnell das Regencape überwerfen, denn es fängt an zu regnen. Ein schöner, gleichmäßiger Landregen begleitet mich nun anderthalb Stunden und ich bin dankbar für den Asphalt.
Autobahnbrücke und alte Straßenbrücke
Eine kleine Kirche ist tatsächlich offen und drinnen gibt es sogar einen Pilgerstempel. Ein kleines Dankgebet und schon geht es weiter. Dann hört der Regen auf und die Sonne lacht. Es geht auf einer extrem steilen Route über den nächsten Bergrücken und kaum bin ich oben, geht es in Serpentinen steil bergab. Wie immer, bei solchen extremen Anstiegen jogge ich in Serpentinen hinunter, um meine Knie zu entlasten.
So komme ich nach Peón, wo vor der " Casa Pepito" eine ganze Schar Pilger sitzt und Pause macht. Die Bar ist noch geschlossen und so esse ich mein letztes altes Brot, einen Apfel und ein paar Nüsse. Ein Mexikaner verteilt Kekse und Veronika aus Berlin Schokolade.
Die ersten brechen auf, als der Himmel sich verdunkelt. Ich warte ab und wirklich, es kommt zu einem heftigen Regenschauer. Inzwischen öffnet die Bar und wir gehen auf einen Kaffee rein.
Anschließend gehe ich mit Veronika ein Stück des Weges und wieder bergauf. Von oben können wir in der Ferne Gijon sehen. Veronika will etwas zurück bleiben und so laufe ich allein weiter.
Nach 30 km erreiche ich den Campingplatz in Deva, wo es eine Pilgerunterkunft gibt. Ich zahle 12€ und werde um das Haus geschickt. Drei Doppelstockbetten in einem 6 qm - Zimmer, leicht angestaubt und nicht sehr gemütlich.
Im Zimmer liegt bisher nur eine Belgierin und wir stellen fest, dass wir die gleichen Schuhe und Rucksäcke haben. Sie heißt auch noch Elke. Wenn das keine Zeichen sind. Ich trockne meine Regensachen auf einem schiefen Wäscheständer vor der Tür und mache es mir in der Sonne bequem.
Abends gehe ich in das Campingplatz - Restaurant, dass wie das ganze Areal ziemlich schmuddlig ist. Das Pilgermenü ist Fleisch oder Fisch, auf der normalen Karte gibt es vegetarisch nur Salat ab 10 € aufwärts.
So schaue ich im Laden, was es da gibt. Auch ziemlich trostlos. Ich kaufe zwei Becher Joghurt und mische den mit meinem letzten Müsli, Nüssen und Schokolade aus dem Rucksack. Danach bin ich satt und morgen kann ich neuen Proviant kaufen.
Übrigens, mein erster Pilgerausweis ist schon voll und 520 km bin ich schon gelaufen.
In der Nacht werde ich wach, weil ich von Bettwanzen geträumt habe. Ich gehe ins Badezimmer und überall juckt es, aber ich sehe keine Einstiche. Meine Nerven spielen mir einen Streich. Draußen regnet es Bindfäden. Ich kuschel mich in meinen Schlafsack und schlafe weiter.
6 Uhr klingelt Elkes Wecker und so stehe ich mit ihr auf. Wir verabschieden uns voneinander, wünschen uns einen guten Weg und ein schönes Leben. Ich folge dem gelben Pfeil, sie läuft direkr an der N 632 entlang. Allerdings suche ich mir bald eine Alternative, denn ich soll wieder bergauf, obwohl Gijon unten liegt. Ich finde einen Weg vorbei am riesigen Krankenhaus und dem Gelände des " Laboral Ciudad de la Cultura", wo ich mich erst einmal umschaue. Das Ambiente ist wunderschön, doch um diese morgendliche Stunde schläft es, bis es zum Leben mit Studenten, Künstlern und Besuchern erwacht, wird noch etwas Zeit vergehen Ich genieße diese Stille. Dann laufe ich durch eine Villen- Siedlung an den Strand von Gijon. Es beginnt mal wieder zu regnen.
In einer wunderschönen Parkanlage leben auf einem Baum 100te Kraniche und erfüllen die Luft mit ihrem Gekrächze.
Durch einen Tunnel mit Kreisverkehr für Radfahrer komme ich an den Strand von Gijon.
Mein erster Eindruck ist " Grauen", soviele hässliche, überdimensionierten und teilweise runtergekommene Hochhäuser direkt an der Promenade habe ich noch nie gesehen. Dazu der Nieselregen. In der Ferne sehen ich die Halbinsel mit der Petruskirche und auch ein paar schöne Häuser von Anfang 1900.
Ich suche mir eine Cafeteria und warte beim Frühstück den nächsten kräftigen Regenschauer ab. Das Café füllt sich und die Spanier genießen hier ihr Frühstück, bevor es wieder an die Arbeit geht.
1. Frühstück2. Frühstück 😀
Am späten Nachmittag gehe ich noch eine Runde durch die Altstadt und entdecke ein paar schöne Häuser und Plätze.
Elogio del HorizonteNach der kleinen Runde gehe ich zurück auf mein Zimmer und lasse den Tag ausklingen.
Morgen kommt mein Pilgerfreund Benjamin hier an und dann pilgern wir zu zweit. Ich denke es wird lustig und leichter ( Doppelzimmer kosten nur wenig mehr als Einzelzimmer) und freue mich auf unsere gemeinsame Zeit. Santiago wir kommen!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen