Sonntag, 9. Juni 2024

Wo ist der Sommer?

 Morgens ist der Himmel grau und von den gestrigen 29°C sind nur noch 15°C übrig geblieben. Deshalb können wir gemütlich frühstücken, bevor wir in einen Regentag starten.

Es regnet schön gleichmäßig vor sich hin und wir reden, singen und haben jede Menge Spaß. Der Weg verläuft wunderschön durch den Wald. Am Wegesrand blühen Blumen und Moos ist auf den Steinen. Der Bach murmelt und wir bleiben immer wieder stehen, um zu fotografieren. 



Ich versuche ganz langsam zu laufen und es ist wirklich anstrengend, doch die Gespräche mit Erika entschädigen für alles. Immer wenn der Regen stärker wird singen wir unsere " Mädels- Hymne" und müssen lachen. Bald laufen wir über eine uralte Brücke nach Ponte Maceira, einem der schönsten Orte Galiziens mit wunderbar alten Steinhäusern.








Wir kommen so recht vergnügt nach Negreria, wo wir Chiara und Darius wieder treffen. Sie sitzen, wie immer, bei einem üppigen Frühstück zusammen. Wir reden kurz, lachen über unsere Meetings in der Bar und wünschen uns einen guten Weg. Inzwischen hat der Regen aufgehört.

In der Bar lachen wir über die Bilder an den Toilettentüren. Sie stammen aus dem Film" Chocolate", ein Schelm der da Absicht sieht.

Danach laufen wir vom Camino und der Straße ab, denn es gibt einen Wanderweg am Fluss Barcala entlang, der nur 800 m länger ist, aber nicht auf der befahrenen Straße entlang führt. Wir sind total begeistert über diesen Weg, denn wir tauchen in einen Zauberwald ein. moosbewachsene Mauern und Bäume, Blumen und der Bach rauscht neben uns Mal leiser und mal laut. Es ist eine herrliche Atmosphäre und wir freuen uns über den Umweg.

 

Hier sollten Bilder sein, doch das Programm spinnt, deshalb sind sie am Ende.☺


Dann geht es zurück auf den Weg nach Pena, wo uns der nächste Regenguss erwartet. Also Regencape übergeworfen und fröhlich marschiert. Wir schwelgen in herrlichen Blumen.






Bis Portocamino ist der Weg noch fußfreundlich, doch dann ist wieder Straßenlauf. Die letzten Kilometer ziehen sich dadurch und wir sind froh, als wir unsere Herberge sehen.



Die Wirtsleute sind älteres Semester und noch sehr reserviert, aber unsere freundlichen Worte und Sprachversuche mit Übersetzer zaubern ihn bald ein erstes Lächeln ins Gesicht. Ich schaffe es sogar, unsere Betten zu tauschen, denn auf dem Schlafboden lassen sich die Fenster öffnen. Ein freundliches " Claro" lässt uns noch umziehen. Perfekt!




Abends sitzt eine bunt gemischte Gruppe beim Essen und auch hier war ein vegetarisches Menü kein Problem. Ich war auch nicht die einzige Vegetarierin.
Erika versucht alle am Tisch zusammen zu bringen, scheitert aber an den Italienern, die etwas humorlos daher kommen. Wir trinken unseren Wein allein und unterhalten uns nett mit Umberto, einem Spanier. 


Später kommen noch drei junge Männer an, die bei uns  einquartiert werden. Das Haus ist voll und ich bin froh, dass ich die " Herrin über die Frischluft" bin.

Buenas noches!




Nun die Bilder vom Zauberwald🫠












Nach einer herrlichen, ruhigen Nacht mit rauschenden Wind ist der Himmel heute morgen nur hellgrau bewölkt, doch die Temperaturen liegen nach wie vor bei frischen 12°C und der Wind bläst kräftig. Wir bekommen in der Herberge kein Frühstück und so sind wir schon halb acht auf der Straße. Die Bar im Ort hat auch geschlossen und so laufen wir mit knurrendem Magen los. Asphalt wird unser Begleiter.




Die Blicke in die Ferne zeigen uns die sanften Hügel, die wir heute überqueren und es blüht wieder überall. Die zarten Maispflänzchen auf den Äckern haben ein frisches grün.



Nach 7 km kommen wir nach Santa Mariña, wo die Casa Pepa das Alleinstellungsmerkmal: offen am Sonntag morgen, ausnutzt. Das Omelette mit Käse und der frische Orangensaft sind sehr lecker, der Kaffee auch, doch als wir bezahlen, wissen wir, dass es das teuerste Frühstück des ganzen Jakobsweges war. Voll lecker, voll teuer....nicht ärgern...passt!
Wir treffen Chiara und Darius auch heute wieder in der Bar und müssen alle lachen, denn jeden Tag sehen wir sie beim Essen. Die beiden haben einen gesunden Appetit.


Frisch gestärkt laufen wir weiter auf Asphalt und reden und lachen viel. Überall wächst Fingerhut und ich glaube noch nie soviele wie hier gesehen zu haben. 


Wir kommen zum höchsten Punkt der Etappe und erklimmen den Monte Aro (450m) auf einer Schotterpiste. Oben hat man einen schönen Blick in die Landschaft.

So kann man auch pilgern.



Auf meiner Karte ist ein Rundweg eingezeichnet, der uns dann wieder zum eigentlichen Weg führen soll und so nehmen wir ihn. Der Weg ist breit, dann schmal, dann ein Pfad und dann endet er im Gestrüpp am Feldrand. Perfekt, wir laufen entlang und kommen zum Camino zurück, doch der ist ca. anderthalb Meter tiefer gelegt und ein Bächlein fließt. Ich stehe noch ratlos am Rand, als ein alter Bauer vom Feld gegenüber mir zuruft: Mas abacho, aqui! Ich laufe weiter und tatsächlich kommt am Ende eine Feld-Ausfahrt und wir sind zurück auf dem Camino. Erika nimmt es als Abenteuer und wir liefen ja nicht durch Dornen.


 

Nun geht es ein Stück auf einem Feldweg nach Lago und eine Bar lockt zur Pause. Kaum sind wir da, treffen auch Chiara und Darius ein. Es ist herrlich.


Langsam gehen wir einen Hügel hinauf und hinunter auf Asphalt und nur die wechselnde Vegetation und der Ausblick lassen uns die Härte des Bodens vergessen. 




Wie wir am Selfie - Versuch sind, kommt ein Pilger und fragt, ob er ein Bild machen soll. Ja, klar. Jean Michelle ist Belgier, wie Erika und hatte scheinbar lange keine Landsmännin getroffen, denn er redet ohne Unterlass, und Erika verdreht die Augen.



Er führt seine Erfahrungen die nächste halbe Stunde weiter aus und da er nur Französisch spricht, verwickele ich Erika demonstrativ in ein Gespräch auf deutsch. Bald darauf verabschiedet er sich und zieht von dannen. 
Wir kommen nach Oliveiroa und suchen unsere Herberge.




Wir finden sie und checken ein. Heute sind wir zeitig da und haben genügend Zeit die Seele baumeln zu lassen und ein bisschen zu lesen 



Übrigens, es läuft...ich kann auch langsam😉


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