Morgens wartet ein tolles Frühstück auf uns. Michael, ein Bulgare, der in Berlin lebt, ist gestern noch spät angekommen und spricht mich heute morgen an. Er geht auch den Camino del Faro nur in der anderen Richtung als ich. Er erzählt, dass er immer 2 Etappen zusammen läuft, da die Unterkünfte so wenig und so teuer sind. Das Problem kenne ich und übermorgen steht auch für mich eine Mammutetappe an und ich möchte noch nicht daran denken. Zumal auf der Karte nicht wirklich eine Abkürzung ersichtlich wird, aber darüber mache ich mir noch keine Gedanken.
Es geht erst gemütlich auf einem breiten Weg entlang, dann wird es steinig und dann geht es ein Stück durch hüfthohes Farn, sodass nicht nur die Schuhe nass sind, sondern auch die frisch gewaschenen Hosenbeine wieder schmutzig und nass sind. In der Sonne ist es kein Problem, doch wundere ich mich über den unterschiedlichen Ausbau ein und desselben Weges. Danach geht es schön weiter, die Ausblicke sind herrlich und es blüht überall.
Auch hier: Wo ist der Weg?
Danach geht es 90 Höhenmeter steil auf einem Pfad mit Klettereinsatz auf den Petón do Castro, wo die Mageriten mich verzücken.
Oben angekommen habe ich einen atemberaubenden Blick auf den heutigen Weg und eine Ahnung, wo es danach lang geht.
Der Weg wird wieder schmaler, geht hoch und runter und führt mich dann ca. 1 km durch brusthohes Farn,veo jeder Schritt blind gesetzt wird. Ich bin sehr vorsichtig und froh, als der Weg wieder besser wird, denn Steine lassen stolpern. Jetzt geht es zum Faro Laxe, wo ein deutsches Bikerpaar mich anspricht. Sie sind auf dem Weg nach Santiago.
Ein Blick in die Runde sagt mir, dass ich schneller laufen sollte, denn Wolken ziehen auf.
Ich erreiche trocken das Hotel, dass einen bizarren Charme hat. Der Eigentümer ist freundlich, doch das Restaurant wird nicht mehr betrieben. Viel los ist auch hier nicht. Mein Zimmer ist ein Spiegelsaal in orange.
Blick aus dem Fenster
Kunst über dem Bett😉
Nach dem üblichen Ankommen laufe ich noch zum " Praia dos Christais" der mir von Google empfohlen wurde. Ein kleines Stück Strand, wo jede Menge weißes und grünes Meerglas angespült oder reingeschüttet? wurde und magisch glänzen soll. Es glänzt nichts und so gehe ich in den Ort.
Die sehenswerte Kirche ist geschlossen, neben dem Hafen gibt es einen schönen Strand mit Düne. Allerdings schleift im Hafen jemand sein Boot ab und die roten Farbpartikel überziehen das Wasser. Ich bin entsetzt.
Im Supermarkt kaufe ich Proviant und finde einen Saftautomaten, den ich natürlich ausprobieren muss. Den frischen Orangensaft gibt es heute Abend beim Zimmerpicknick, denn es regnet mal wieder.
Morgens regengrau sinkt mir etwas der Mut. Ich packe meinen Rucksack und in der Lobby sehe ich zwei Frauen, die sehr deutsch aussehen. Eine fragt mich auf Englisch, ob ich weiß, wo es Regenhosen zu kaufen gibt. Ich antworte auf deutsch: Nein, aber darin schwitzt man sich doch eh nass. So komme ich zu einem kurzen Gespräch und werde wegen meiner bloßen Beine bewundert. Ehrlich gesagt, habe ich keine Lust auf nasse Hosenbeine und auf dem bisherigen Wegen, wäre die Hose garantiert zerrissen, da es eine leichte Wanderhose ist. Sie laufen in Richtung Finesterre und wollen heute, wegen des Wetters, abkürzen. Wir tauschen uns kurz über den jeweiligen Abschnitt aus und so bekomme ich noch einen Tipp für ein Bett morgen Abend, denn da habe ich noch nichts gefunden.
Ich laufe im Regen zur Bar und frühstücke erst einmal, das soll die Laune heben. Wie ich so sitze, ertränkt draußen ein Regenguss die Straße. Es ist unglaublich, weil der Ort am Hang liegt, läuft alles zum Hafen runter und die Straße ist überspült. Mir sinkt der Mut und das erste Mal seit 50 Tagen hadere ich mit mir. Ich habe keine Lust auf den 4. Tag in Folge die Schuhe trocken zu fönen und klatschnass durch die Gegend zu latschen. Mir kullern ein paar Tränchen in den Kaffee, Einsamkeit zieht mich gerade runter. Doch ich packe mich am Schlawittchen und gehe los. Ruckzuck bin ich nass. Meine Schuhe werden sofort überspült und wellenförmig breitet sich die Nässe um die Zehen aus. Ich nehme erst einmal die Straße und laufe bis zum " Mirador Punta do Cabalo", wo ich einen schönen Blick ins Regengrau habe.
Allerdings sehe ich auch, dass der Küstenweg hier vom Farn befreit wurde, sodass er gut sichtbar vor mir liegt. Deshalb gehe ich hier weiter und setze jeden Fuß vorsichtig, denn die Wurzeln und Steine sind nass und rutschig. Kaum sehe ich das Meer und die Blumen, schon bin ich wieder optimistisch, dass der Tag gut wird. Der Regen lässt nach und ist jetzt ein gemütlicher Landregen.
Dann geht es von der Küste ab, auf den höchsten Punkt des Caminos, den Monte Castello mit 312 m, die ich schweißgebadet erklimme. Oben sieht man den kompletten Camino, also alles was hinter und vor mir liegt. Nur leider nicht heute, hier ist dicke Suppe.
Ich laufe wieder runter und zu den Dolmen de Dombate. Es hört auf zu regnen, hurra.
An den alten Steinen fresse ich keinen Narren, doch das Gebäude drumherum ist sehr ansprechend.
Ich laufe zurück zur Küste und als das GPS mich wieder ins Gemüse schicken will, verweigere ich den Gehorsam und laufe stur die Straße nach As Grelas. Es nieselt auch wieder.
In dem Restaurant Sankt Martin bestelle ich mir einen Café con leche und ziehe meine Socken aus. Ich winde sie aus und das Wasser läuft raus. Hinter mir höre ich ein Lachen. Ich würde beobachtet und Sorge für Amüsement.
Dann geht es an die letzten Kilometer und der Weg wurde hier mit EU- Fördermitteln sehr schön ausgebaut.
Arbeitsschutz?
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