Am letzten Abend luden mich Han und Willem zum Dinner ein 
und wir bestellten Ente mit pepignol und frittes und mir blieb das Essen
 im wahrsten Sinn des Wortes im Hals stecken. Der Abschied stimmte mich 
traurig, das neue Abenteuer wartete und der Mut verließ mich kurzzeitig,
 wie bei meinem Frankreichabenteuer.Schaffe ich die Etappe, die von 
allen als hart beschrieben wird? Leichte Panik machte sich breit und mir
 wurde richtig schlecht. Ich konnte nichts essen. Han bestellte einen 
doppelten Pfirsichlikör und dann ging es mir besser. Ich verabschiedete 
mich von den Beiden mit der Geschichte  und zwei Schmunzelsteinen. Sie 
fanden es wunderbar und waren gerührt. Wir gingen zur Herberge und das 
Alter der Pilger hat sich stark verjüngt! 
Im Schlafraum war schon Nachtruhe, wobei davon keine Rede 
sein konnte. Es gab zwei Schallgrenzenschnarcher und 4 Schnarcher! 5 
Uhr!!! klingelte der erste Wecker und dann aller 10 Minuten einer! Was 
soll das? Draußen war es stockfinster! 6 Uhr war dann allgemeines 
aufstehen und als wir in die Küche kamen war eine richtige " 
Goldgräberstimmung" und die ersten liefen in die Nacht! Ich ging als 
letzte und die Männer nahmen mich zum Abschied in den Arm und mir liefen
 die Tränen. Ich stapfte los, im noch dunkel des Morgens und finde kaum 
die Zeichen. Aber es läuft sich gut und nach einer halben Stunde habe 
ich die Ersten eingeholt. Ich überhole Koreaner, Japaner, Franzosen, je 
eine Schwedin und eine Österreicherin, aber keine Deutschen. 
Es geht steil bergauf, aber der Weg ist breit und 
asphaltiert, also kein Problem. Nach 1,5 Stunden habe ich den halben 
Aufstieg und 7 km geschafft und laut Führer, sollte man hier überlegen, 
ob die restlichen 17 km noch drin sind! Also nach 100 Tagen Training ist
 das auch mit 15 kg ein Spaziergang!
11 Uhr war ich an der höchsten Stelle (1365m) und kurz 
danach in Spanien. Es war eisig kalt und ich habe unterwegs lange Hose, 
Jacke, Mütze und Handschuhe rausgeholt! ( Da war der Rucksack 1 kg 
leichter!) Wolken zogen auf, Nebel hüllte mich ein und über mir kreisten
 mehrere Adler. Ich begegnete außer vielen Pilgern noch Schafen und 
Wildpferden. Es ist gigantisch. Aufwärts unterhalte ich mich ein Stück 
mit Gabi aus der Wiener Neustadt. Sie empfindet den Weg auch als 
"Alpenspaziergang". Ich gehe weiter und in einer Schutzhütte brennt der 
Kamin und ich lege ein 2. Frühstück ein. Dann geht es geräuchert weiter.
 
Ich treffe Amanda, eine 21 jährige Schwedin, die auch 
allein unterwegs ist und Lust auf einen Plausch hat. Wir unterhalten uns
 lustig auf englisch und erreichen 13.45Uhr Roncavalles. Dort trinken 
wir einen Kaffee zusammen. Roncavalles ist nur die Abtei und 2 Hotels. 
In der Abtei wurde eine neue Pilgerherberge eröffnet. Doch 184 Betten in
 3 Schlagsälen nach der letzten Nacht- Nein Danke! Ich verabschiede mich
 von Amanda, die müde ist und laufe noch 7 km nach Espinal. Dort 
erwartet mich eine private Herberge mit nur 10 Betten. Als ich ankomme, 
bin ich allein. Meine erste spanische Herberge macht allen Gerüchten zum
 Trotz einen sauberen und freundlichen Eindruck. Ich dusche ( die ist 
allerdings recht frisch und härtet ab), wasche meine Klamotten für 3€ in
 der Maschine, da alles nach Rauch stinkt und esse meine letzte 
französische Pate auf Barguette. Inzwischen kommen Betsy und Tracy aus 
Ohio und Oregan hier an. Sie sind den 2 Tag unterwegs von St. Jean Pied 
de Port. Ja der Weg wird voller und meine Ängste sind der Freude 
gewichen, die sich in mir breit macht. Spanien, dass letzte 
Pilgerabenteuer!



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