Freitag, 14. August 2015

Die 1000 ist voll juhuhu, die 1000 ist voll... (Melodie: Die Wanne ist voll)

Unglaublich, kaum fassbar aber es ist tatsächlich geschafft, heute, am 40. Tag meiner Wanderschaft habe ich die 1000km-Marke geknackt und somit das erste Drittel der geplanten Kilometer geschafft. Der Meilenstein war in Kesten erreicht.
Hallo ihr Rechner, eigentlich müsste ich da schon in Frankreich sein! Ja Umwege, Abwege, Irrwege und Stadtwege lassen sich nicht planen und bei der Gesamtlänge der Tour kommt es ja auf 100 km mehr nicht an!!! Finde ich jedenfalls.

Hier nun der Lagebericht der letzten Etappen. Mainz habe ich nach einem üppigen Frühstück gut gelaunt verlassen. An der Fernbushaltestelle stand Leipzig dran und ich dachte: Oh das ist näher an Görlitz , als ich und plötzlich überkommt mich eine Riesen-Heimweh-Welle! Mir laufen die Tränen einfach so runter und jeder Gedanke an meine Familie daheim tut weh. Verrücktes Huhn, es dauert eine Weile bis es wieder geht. Ich komme an den Mainzer Fernsehstudios in der Rushour vorbei und sehe die Mitarbeiter in ihre Büros fahren und denke kurz darüber nach, ob ich zum Pförtner gehe und frage ob sie eine nicht alltägliche Story wollen. Damit wäre es aber mit der Ruhe vorbei... Also gehe ich vorbei.
In Gonsenheim kam ich am Golfplatz vorbei und dort wird eine neue Eigenheimsiedlung erschlossen. Toller Blick auf das Rheintal für schlappe 520€/qm. Super Schnäppchen! ( An der Mosel gibts das für 55€!)
Mit der Unterkunft in Heidesheim habe ich Glück mit meiner Geschichte und bekomme einen bezahlbaren Preis, sodass es zum Essen gehen noch reicht.
Am nächsten Tag geht es dann in die Weinberge nach Ingelheim.Der Ausblick ist gigantisch und zwischen den Weinbergen gibt es immer wieder Pflaumen- und Mirabellenbäume und Brombeerhecken.Ich laufe abwärts an den Rhein und in den Auen kann ich immer wieder auf das Wasser schauen.So komme ich nach Bingen, wo eine leicht angestaubte Unterkunft mit  "elastischen" Fußboden wartet. Flugs das Waschbecken geputzt, geduscht ( in Schlappen) und alle Kirchen der Stadt nach Stempel und Gottesdienstzeiten abgesucht.
Auf der Burg Klopp finde ich den " Hildegardrundgang" und laufe zur Hildegardiskirche, welche wegen Bauarbeiten geschlossen ist. Am Rhein suche ich ein Lokal zum Essen und dann geht es ins Bett.
Am Sonntag Morgen gehe ich zur evang. Gemeinde zum Gottesdienst und empfinde die Predigt zum " Jerusalem- Sonntag," der recht jungen Pfarrerin als sehr eindringlich und sehr persönlich.Anschließend wandere ich zur Rocchuskapelle und zum Hildegardzentrum, denn dort gibt es den begehrten Stempel.

Mit dem Zug ( ja das darf ich auch einmal) geht es nach Koblenz, wo ich im 8. Stock ein Quartier beziehe. Koblenz  (besser der Bahnhof) liegt mir zu Füßen. Die Stadt ist voller Menschen da " Der Rhein in Flammen" noch nicht ganz vorbei ist. Die Informationssuche bei der Stadtbesichtigung gestaltet sich als äußerst schwierig, weil ich auf das nächstliegende nicht komme! Die Touri- Info hat hier SONNTAGS! bis 18 Uhr geöffnet! Wo gibts das noch in Deutschland? Ich bin begeistert!
Als alles klar ist, kann ich essen gehen und gehe ins " La Mama" ( Svea, was sagst du dazu?). Ich sitze an paralell gestellten Zweiertischen ( Vincenzo die Kommunikation klappt!) und wünsche meiner ebenfalls allein sitzenden Nachbarin "Guten Appetit" und dass ist der Anfang eines wunderbaren Abends in Koblenz. So lerne ich Margot kennen, welche mit mir einen Abendspaziergang durch das "Insider-Koblenz" macht. Margot arbeitet bei der Tourismusinfo und weiss so richtig nette Geschichten zu erzählen. Wir trinken im "Lenegarten" hinterm Schloss ein Sektchen, spendiert von einer Freundin und anschließend in der Stadt noch einen Wein bevor wir uns Adieu und Auf Wiedersehen sagen. Dies ist wieder so eine nette und unerwartete Überraschung des Weges.


Ja und jetzt bin ich mit Elli ( meiner großen Schwester) auf dem Moselcamino! Über den Hunsrück ging es in einer Bergetappe, die es in sich hatte, an die Mosel.
Nun weiß Ellli, dass nicht nur Burgen "geschleift" werden! Aber sie hat sich tapfer geschlagen und am Abend hatten wir schon einige Erlebnisse über die wir lachen konnten. Wir sehen ein jüngeres Geschwisterpaar wieder, dass erheblich länger brauchte für die erste Etappe. Als sie in der Pilgerherberge ankommen, sind wir natürlich frech und lästern nett. Sie nehmen es mit Humor und setzen sich im Restaurant noch zu uns. So haben wir einen lustigen Abend unter Pilgern.
Übrigens an der Mosel gibt es bei 8 Etappen schon 3 Pilgerherbergen! Super! Die erste betreibt ein Ehepaar mit sehr viel Liebe und Herzblut. Ein gemütliches Dachzimmer, eine schöne Dusche und viele Bücher zum Camino vermitteln Willkommen zu sein.
Am Morgen bekommen wir ein familiäres Frühstück und kommen erst 9 Uhr los. Elli hängt heute in den Seilen und kommt nur schwer in die " Pötte", aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. An letzterem finden wir hinter Hatzenport einen "Pilgerschluck" und der verleiht Flügel.
Die Burg Elz erreichen wir auf Umwegen und die Pause da oben ist dringend notwendig. Dann geht es nochmal rauf bevor es runter geht nach Karden, wo Elli uns das 1. Bett verhandelt, denn sie kann nicht mehr. Damit kommen wir ans Limit und suchen ein preiswertes Abendbrot. Wir finden die halbe "Pilgergruppe" von gestern im Lokal! Yvonnes Bruder hat heute aufgegeben und sie alleine weiter ziehen lassen. Wir treffen uns am nächsten Morgen, um gemeinsam zu pilgern.
Zusammen ziehen wir los nach Beilstein und der Weg führt durch herrlich einsame, mystische fast gruslige Wälder voll alter, knorriger Bäume. Sie spenden genug Schatten, um die Hitze zu ertragen. Die Steigungen haben es allerdings in sich. Elli ist schwer am kämpfen und Yvonne hat eine Blase an der Ferse. Zu allem Unglück sticht sie auch noch eine Wespe in den Arm.
Am Kloster Engelport machen wir eine Pause und da werden wir von einem französischen Paar angesprochen. Der Mann ist total begeistert und fotografiert meine Pilgerpässe.
Ziemlich kaputt kommen wir in Beilstein an und stärken uns mit Torte und Weinschorle auf der Terasse des Klosterkaffees. Dort beschließen wir einstimmig den letzten steilen Anstieg und 15 km zu schwänzen und stattdessen mit dem Schiff zwei Stunden gemütlich die Mosel nach Bullay zu schippern. Oh wie schön ist doch die Mosel.
In Bullay beziehen wir ein Dreibettzimmer bei einer ziemlich "grummeligen" Vermieterin und bewegen uns ständig zwischen Anteilnahme und Anpfiff.
Also gehen wie morgens schnell weiter und legen in Zell eine Pause ein, da Yvonnes Arm einer steinzeitlichen Keule gleicht! Sie hat eine fette Infektion, die sie aber nicht vom pilgern abhält.
Jetzt wird es richtig anstrengend, da es gleich fast 3 km steil bergauf geht. Hier haben die Weinberge bis zu 60% !!! Steigung. Am " Brummkopf" ist Elli am Ende ihrer Kräfte. Sie muss noch bis Enkirch durchhalten, aber dann nimmt sie den Bus zur Pilgerherberge.
Yvonne und ich nehmen die letzte Steigung auf die " Starkenburg", bevor es abwärts nach Trabach geht.
In der Herberge kommen wir fix und foxi an. 1000 Höhenmeter rauf und 1100 runter auf 25 km und bei 33Grad. Wir duschen und Elli holt uns lecker Abendessen aus dem Ort, damit wir nicht mehr laufen müssen. Dazu trinken wir Pilgerwein und feiern Abschied, denn Elli fährt nach Hause.
Ich ziehe mit Yvonne, nach einem sehr familiären und leckeren Frühstück in der Pilgerherberge weiter nach Bernkastel-Kues, wo wie schon sehr zeitig sind.
Unterwegs erhalten wir zufällig eine private Führung an einer alten römischen Weinpresse uns eine kurze Einführung in den Moselweinbau.
In Monzel steht heute unser Bett, was wir aber schon 14 Uhr erreichen. Also abgesagt und in der Pilgerherberge in Klausen angemeldet, denn hier kostet das Bett nur die Hälfte. Den steilen Anstieg und die 9 km sind gut zu schaffen und so sind wir schon am frühen Abend da.


PS: Wisst ihr, was wirklich cool ist? Dieser Blog zieht immer größerer Kreise. Meine "Fangemeinde" vermehrt sich und ich habe noch viele Glückwünsche von mir völlig unbekannten Menschen erhalten. UND ich kann Menschen fürs Pilgern begeistern! Das finde ich richtig fetzig.
Unterhalb der Burg Elz trafen wir auf eine Radlergruppe und wurden gefragt,ob wir pilgern. Als wir bejahten, erfuhren wir, dass einer von ihnen von Rom nach Santigo gepilgert ist und er Deutschland wunderschön findet. Ich frage woher sie sind. Aus Brasilien mit einer deutschen Urgroßmutter! Deshalb so ein perfektes deutsch! Nun wird der Blog auch in Brasilien gelesen. Das ist doch schon ziemlich global!
Wer mich kennt, weiß, dass ich ein "Statistiker und Planer" bin. Es wäre doch interessant zu wissen, wer dazu kommt! Also liebe Leser- Mut zum Kommentar!


3 Kommentare:

  1. Danke für deine interessanten Beiträge und weiterhin "Buen Camino". Ich bin auch zu Hause losgelaufen und habe über den Mosel Camino Trier erreicht, sehr spannend wie andere diesen Weg erleben und empfinden. Leider gehts dann bei mir erst nächstes Jahr weiter.
    Christian aus Kassel :-)

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  2. Liebe Grüße, Karina aus Remseck bei Stuttgart

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  3. Liebe Bruni, liebe Görlitz - Grüße. Die Daumen werden fleißig weiter gedrückt. Mögest Du Kilometer um Kilometer Freude und Spaß empfinden, damit Dein Optimismus Dir stets um Kilometer voraus ist. Herzlich für die Truppe Susanne

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