Diese Frage stelle ich mir ab und an, bei meiner
Tagträumerei. Manchmal fühlt es sich an, als sei ich schon eine Ewigkeit
weg, dabei sind es erst 50 Tage.
Die Uhrzeit ist für mich nur eine Frage des Startes und der Ankunft am Tag, dazwischen spielt sie keine Rolle und meine Armbanduhr trage ich schon lange nicht mehr am Handgelenk.
Ja und Wochentage? Die muss ich nachschauen. Sie haben an Bedeutung verloren! Schon merkwürdig.
Manchmal fühle ich mich " völlig aus der Zeit gefallen" und kann es nicht erklären.
Besonders wenn ich Autobahnen überquere! Da fühle ich mich wie eine
" aussterbende Spezie" oder mehr
wie von einem anderen Stern.
Aber eins ist sicher, ich habe jede Menge Zeit! Dass ist doch ein herrliches Gefühl. Mein Leben bietet mir jeden Tag eine Fülle von neuen Eindrücken, Möglichkeiten und Begegnungen und ich habe Zeit diese zu "erleben". ( Wort-wörtlich)
Ich habe nichts anderes vor als diese Eindrücke zu sammeln, zu genießen, für ein Bett und für mich und meinen Körper zu sorgen.
Mein Leben aus und mit dem Rucksack! Ich bin die Schildkröte, die ihr Haus auf dem Rücken trägt und langsam vorwärts, aber geduldig ans Ziel kommt. Mit Beppos Motto (der Straßenfeger aus Momo) laufe ich immer noch gut: "Du musst nur die Straße vor deinen Füßen sehen und nicht das Ende der Straße! Dann schaffst du es bis zum Ende."
Alles bekommt eine neue Bescheidenheit und das ist wunderbar.
Die Uhrzeit ist für mich nur eine Frage des Startes und der Ankunft am Tag, dazwischen spielt sie keine Rolle und meine Armbanduhr trage ich schon lange nicht mehr am Handgelenk.
Ja und Wochentage? Die muss ich nachschauen. Sie haben an Bedeutung verloren! Schon merkwürdig.
Manchmal fühle ich mich " völlig aus der Zeit gefallen" und kann es nicht erklären.
Besonders wenn ich Autobahnen überquere! Da fühle ich mich wie eine
" aussterbende Spezie" oder mehr
wie von einem anderen Stern.
Aber eins ist sicher, ich habe jede Menge Zeit! Dass ist doch ein herrliches Gefühl. Mein Leben bietet mir jeden Tag eine Fülle von neuen Eindrücken, Möglichkeiten und Begegnungen und ich habe Zeit diese zu "erleben". ( Wort-wörtlich)
Ich habe nichts anderes vor als diese Eindrücke zu sammeln, zu genießen, für ein Bett und für mich und meinen Körper zu sorgen.
Mein Leben aus und mit dem Rucksack! Ich bin die Schildkröte, die ihr Haus auf dem Rücken trägt und langsam vorwärts, aber geduldig ans Ziel kommt. Mit Beppos Motto (der Straßenfeger aus Momo) laufe ich immer noch gut: "Du musst nur die Straße vor deinen Füßen sehen und nicht das Ende der Straße! Dann schaffst du es bis zum Ende."
Alles bekommt eine neue Bescheidenheit und das ist wunderbar.
Nach meinem ersten Sprachversuchen war ich ja frohe Mutes, dass alles sich finden wird. Allerdings fand ich meine in Perl gekaufte Wanderkarte schon nach 10 km nicht mehr, die hatte ich im Office de Tourisme in Sierck-les-Bains liegen gelassen. Zurück laufen war die erste Idee, aber ein Anruf zeigte mir, dass keiner mehr da war. Also lief ich bis nach Sainte -Marguerite, wo ich ein wunderschönes, französisches Zimmer in einem Bauernhaus bezog. Die Wirtin, M. Bidon- Keller hörte meine einstudierten Sätze und sagte:" Perfekt!"
Sie sprach super Deutsch, war ihr Exmann doch Deutscher. Ich durfte im Garten sitzen, meine Wäsche raus hängen und wurde mit Tomaten aus dem Garten verwöhnt.
Am nächsten Morgen zog ich früh los und lief durch lichte Wälder in denen noch alte Bunkeranlagen verrotten. Ziemlich bedrückend. Dann ging es über Landstraßen nach Kidange-sur-Canner wo ich mir nicht traue in der Bar nach dem Pilgerstempel zu fragen. Ich gehe weiter und finde meine erste Boulangerie! Da nehme ich mein Herz in die Hand und kaufe ein Croissant allmond und eine gascongne de schokolade. Voila, es geht doch!
In Abancourt vor der Kirche genieße ich meinen Einkauf und komme gestärkt nach St. Hubert! Hier beobachte ich wie kleine Zicklein ganz aufgeregt meckern und rennen und dann erkenne ich, dass sie einen Fuchs jagen. Es ist ziemlich drollig, denn der Fuchs läuft vor dem Zaun davon.
Nun habe ich die Wahl zwischen kürzeren oder längeren Weg. Ich entscheide mich für letzteres, die Kapelle " Zu unseren lieben Frau von Rabas" anzuschauen. Diese ist natürlich geschlossen! Gegenüber grillen Franzosen und grüßen freundlich. Ich finde meinen Weg und laufe optimistisch in den Wald. Nach ca.4km stimmt nix mehr! Nach der letzten Abzweigung gibt es keine Markierung mehr und statt an einen Forstarbeitetplatz raus zukommen, befinde ich mich auf einer " Straßen-Baustelle"!!?? Zurück und einen neuen Weg suchen! Rien! Also wieder zurück, um Schilder zu finden.Rien de tout! In der Ferne sehe ich ein Haus und dass soll mein Ziel werden. Also laufe ich die Schotterpiste immer gerade aus. Ich bin total aufgewühlt und mir laufen die Tränen einfach runter. Ich kann mich nicht disziplinieren. Umsomehr ich es versuche, desto hysterischer heule ich! Also lasse ich es laufen, es hört ja keiner. Ich komme tatsächlich auf eine Straße und muss entscheiden, ob rechts oder links. Es kommt ein Auto und ich halte es an! Ich fuchtel mit den Armen und frage den jungen Afro- Franzosen: Vigy- par la? S.v.p. Er zeigt links und ich bin so froh, dass mir " Merci Cherie" anstelle von " Merci beaucoup" über die Lippen kommt. Er schaut mich verdutzt an, ich lache und gehe weiter.Nach 29 km erreiche ich mein Quartier und stotter mich durch die Anmeldung. In einer Art Monteursquartier beziehe ich ein Zimmer und ruhe mich aus.
Ich gehe noch eine Runde durch den Ort und als ich zurückkehre, höre ich Musik. Ich schaue in einen Mehrzweckraum und sehe Franzosen tanzen. Volkstänze, aber auch nach französischen Chansons. Ich setze mich vor das Fenster und schaue ein Weile zu.
Am nächsten Morgen stärke ich mich an meinem ersten Frühstücksbuffet in Frankreich. Alles ist reichlich und rustikal! Teller- Fehlanzeige, auf dem Tablett wird geschmiert! Tassen? Die Franzosen trinken aus den Müslischalen. Das geht mir dann doch zu weit und ich frage/ zeige nach Tassen und bekomme auch eine.
Kennt jemand einen Pizzaautomaten?
Ich habe ihn hier im Ort gefunden!
Ich gehe los zur nächsten Etappe, die heute nur 20 km ist und in Metz endet. So bleibt Zeit für eine Stadtbesichtigung.
Der Weg dahin führt durch Wald und über Felder. Die Temperaturen steigen auf 35 Grad und an jeder Kirche hole ich frisches Wasser.
Meine erste Anlaufstelle ist der Dom und er ist überwältigend. Die Fenster sind teils sehr alt, teils von Marc Chagall. Ich werde von einem älteren Paar angesprochen, das deutsch kann und sie erzählen, dass sie jedes Jahr im September pilgern.
Ich laufe noch durch die Markthallen, also am Herzen der französischen Esskultur entlang und genieße die Gerüche und die Anblicke! Ich kaufe 3 verschiedene Pflaumen und lasse sie waschen und dann ist es da, dass Lebensgefühl der Franzosen. Oh wie vermisse ich jetzt Holger, der daran genauso viel Freude hätte wie ich.
Nun ab in die Jugendherberge und frisch gemacht. Dass ist kaum möglich, denn in dieser wirklich sehr einfachen Herberge herrschen gefühlte 45Grad. Also schnell wieder in die Stadt.
Mit dem " Petit Train" bekomme ich eine deutsche Stadtführung und kann meine Füße schonen. Dann will ich noch zum Centre Pompidou- Metz, aber mein rechter Fuss schmerzt heute derart, dass ich mir ein Picknick ( Brot, Schinken, Pflaumen, Wasser) kaufe und mich hinter die " Temple Neuf" setze und mit Blick auf die Mosel und die Seille zu Abend esse.
Ich telefonierte mit Svea als zwei Polizisten direkt auf mich zusteuerten. Ich wurde ziemlich unsicher und überlegte, was ich verbrochen habe, als der bulligere von Beiden mich ansprach und ich verstand, dass der Park jetzt abgeschlossen wird. Zum Glück haben sie nachgeschaut.
Also schlenderte ich durch das abendliche Metz, was ein völlig anderes ist. Herrlich beleuchtete Kirchen, Brücken und Plätze. Überall sitzen Leute auf den Strassen, in Restaurants und es liegt ein Summen von Stimmen in der Luft. Mir nimmt es ein wenig die Luft, weil ich mich doch in diesem Moment recht einsam fühle. Was würde ich dafür geben mit einem lieben Menschen hier zu sitzen?
Ich lief in mein völlig überhitztes Zimmer zurück und vor dem Fenster war Jugendparty. Wie gut das ich meine Ohrstöpsel habe, so ist wieder eine Nacht gerettet.
Das Frühstück war ähnlich wie gestern und ich habe meine "Müslischüssel"(une boul) unter den Kaffeeautomat gestellt und Cafe aux Lait gedrückt. Oh lecker Kaffee- große Vorfreude- der erste Schluck- Carokaffe! Auch nicht schlecht nur unerwartet. Aber es war eine Jugendherberge! Alles Andere gab es reichlich, entgegen allen Unkenrufen der Reiseführer. Entweder die Franzosen ändern ihr Frühstücksverhalten oder die JH stellen sich auf Touristen ein.
Dann lief ich als erstes nochmal zum, Dom und lauschte den letzten Minuten des Gottesdienstes und hörte die Orgel und ich war zutiefst berührt.
Jetzt fùhlte ich mich behütet und bestärkt.Die Herrenhuter Losung sagte:
" Er gibt den Müden Kraft
und Stärke genug dem Unvermögenden."
So gerüstet laufe ich einen herrlichen Fußweg am Kanal der Moselle entlang und auf den fast 10km begegnen mir jede Menge Jogger aller Altersklassen und Laufstile, allein oder in Gruppen. Sonntags Vormittag joggt der Franzose! Es waren mehr unterwegs, als bei unseren Volksläufen und ich habe kurz überlegt, wieviele jetzt beim Training sind. Alle grüßen freundlich " Bonjour" und so habe ich jede Menge französische Konversation.
Ja jetzt die Schuhe tauschen! Aber vor mir liegen noch 20 km und die wollen auch geschafft werden.
Ja und dann passiert es. In Jouy aux Arches suche ich den Weg und als ich mich entschieden habe und loslaufe, sehe ich ihn! Den Pilger auf der Treppe sitzen! Ich grüße mit Bonjour, sehe den gelben outdoor- Führer und frage: Oder Hallo? Antwort hallo! So lernte ich Joachim, einen Lehrer aus Koblenz kennen. Er hatte gar keine Wahl, wir gingen gemeinsam weiter. Unterwegs verirrten wir uns in einer "Umleitung" und der Regen holte uns ein. Also gingen wir erstmal in eine Bar und bestellten Kaffee. Dabei entdeckte ich, dass sein französisch nicht besser ist als meins, aber zwei ergeben manchmal auch ein Ergebnis. Dann irrten wir weiter im Nieselregen und fragten uns durch. Wir landeten auf der Landstraße. Lieber den direkten Weg, als noch mehr Umwege. So erreichten wir die Auberge, welche aber geschlossen hatte. Es stand eine Telefonnummer dran und ich rief mutig an. Ein AB ging ran!! Also redete ich drauf und es ging fast gut! Wir setzten uns in die Bar auf der anderen Seite und tranken ein Bier und warteten. Ich fragte den Wirt, ob er helfen kann. Nochmal anrufen. Mutig nochmal die Nummer gewählt und es war jemand dran. Mein Verslein aufgesagt, ein Schwall französisch kam und dann brach die Verbindung ab! Naja, jetzt wußten sie, das jemand da war. Kurz danach wurde uns geöffnet und für 50!!!€ erhielten wir ein Zimmer mit HP. Sonntag abend haben wir keine Wahl. Das Zimmer hat schon bessere Tage gesehen und das Bad seine letzte Reinigung vor einiger Zeit. Aber ich habe ein Balkönchen mit ganz vielen Geranien dran und das freut mich. Das Diner besteht aus Pate mit Barguette, marinierten Hühnerfleisch, Kartoffelgratin und Frostgemüse. Wäre es frisches Gemüse gewesen, wäre es perfekt gewesen. Als Dessert gab es Obstsalat oder frommage blanche. Ich entschied mich für Käse und dachte an Brie oder Camenbert, aber es kam eine Schüssel Sahnequark?! Wieder eine Lektion gelernt.
Von der Wirtin erfuhren wir, dass die Auberge auf der nächsten Etappe geschlossen hat, d. h. dass es kein Bett gibt. Nun wurde es spannend. Plan B musste her und der war schnell gefunden. Office de tourisme ansteuern oder auf Zeltplatz bei Landsmännern unterkommen. So gingen wir beruhigt schlafen.
Nach einem reichlichen Frühstück brachen wir früh auf und folgten unserem Pilgerführer, aber er führte uns diesmal in die Irre. Wir kamen auf einem weniger schönen Weg nach Pont-a-Mousson, um festzustellen, dass sich der Umweg nicht gelohnt hat, da die im Buch gepriesene Touristeninfo montags erst 14 Uhr öffnet. Also suchen wir den richtigen Weg zurück und treffen zwei Pilger, die gestern sich auch an der selben Stelle verlaufen haben! Es lag somit wirklich nicht an uns!
Wir finden den Weg nach Jezanville und kaufen in einer Bäckerei pain au chocolade, welche wir in der Bushaltestelle essen, denn es nieselt mal wieder.Der Weg ist wunderschön und abwechslungsreich und wir kommen nach Dieulouard und hoffen auf einen Kaffee! Nichts! Also weiter nach Saizerais, wo wir vor der Kirche pausieren. Der Hunger meldet sich und so greife ich auf meine eiserne Reserve- Knuspermüsli- zurück und gebe frisches Wasser dazu! Einfach aber köstlich. Hinter uns liegen 30 km, vor uns noch 6 km und die bange Frage: Gibt es ein Bett?
Als wir in den Ort laufen, sieht Joachim ein Schild " chambre"! Noch bevor wir diskutieren können klingel ich schon. Das Tor öffnet sich automatisch und als wir das Grundstück betreten, haben wir einen herrlichen Blick auf die Moselschleife und auf einen Swimmingpool. Ich sage nur, dass wird teuer werden. Ein älterer Monsieur und ein verrückter Hund öffnen uns das Haus, welches voller Plastiken und Skulpturen von nackten Frauen ist, was mich ein bisschen Zweifeln lässt, aber ich habe ja männliche Begleitung. Das Zimmer ist im " Louis XlV- Stil und die Bettwäsche hat ein Hundemotiv! Wir fragen nach dem Preis und verhandeln dann erfolgreich auf 50€ für das Zimmer. Wer hätte das gedacht, so ein Geschenk! Ehrlich gesagt, habe ich mich schon in einem heruntergekommenen Wohnwagen für 27€ pro Nase gesehen. Als der Wirt hört, dass wir 36 km gewandert sind, bietet er uns an, uns zum Supermarkt zu fahren, da der 2 km entfernt ist. Wir nehmen dankend an und kaufen uns eine Brotzeit. Pate,Brot, Galliermelone, Tomaten, Käse und eine Flasche Cidre.
Nach den Plastiken gefragt, erfahren wir, dass er Bildhauer und Schriftsteller war.
Wir essen bei frischem Wind auf der Terrasse und beglückwünschen uns zu diesem Essen, diesem Quartier und diesem Tag.
Wieder ein Zufall des Weges, der uns zu Weggefährten gemacht hat. Wenn ich nur 1/2 Stunde später an dem Ort gewesen wäre.....
Ja dass ist die Dimension der Zeit momentan in meinem Leben.
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