Mittwoch, 8. Juli 2015

Zwischen Himmel und Erde


Ich laufe wirklich, wahrhaftig los! Unfassbar- einfach irre!
Die ersten zwei Etappen liegen hinter mir und es ist unbeschreiblich!
Am Montag bin ich los und als ich die Haustür öffnete, standen die Nachbarn mit " Winkelementen" vor der Tür, um sich zu verabschieden. Tim hat schnell das "Losgeh-Foto" geschossen, dann lief ich die Strasse runter und eine Welle von Glücksgefühlen brach über mich herrein. Ich lachte und die Tränen kamen und es hielt bis zur Peterskirche an. Dort wartete ich auf Frau Lammert, um den Pilgersegen zu erhalten. Es kamen Agata, Torsten, Heike und Thomas, um mir nochmal Lebewohl zu sagen. Wer nicht kam war Frau Lammert. Dafür sprang Pfarrer Pietz ein. Die Zeremonie des Segnens war sehr ergreifend. Vor dem Hochaltar betrachteten wir das Altarbild, welches Gott im Himmel und die Jünger auf Erden zeigt. Es symbolisiert, dass wir im Himmel und auf Erden behütet sind. Ich fühle mich gerade irgendwo dazwischen. Nach dem Segen bin ich so gerührt, dass mir das Wasser in die Augen stieg. Dann aber nochmals herzliche Umarmungen und es ging los. Ich fühle mich so glücklich, so fröhlich, so frei. Die ersten Kilometer liefen von allein. Ich spürte meine Beine und alle meine Sehnen und Muskeln schienen mir zu sagen: "Wir sind da, wir tragen dich, wir schaffen das!" Es taumelte ein Schmetterlingspaar vor meinen Füßen, landete auf meinem Noch glänzenden Schuh und ließ sich 2 Schritte tragen, bevor es weiter zog. Ich lasse meine Gedanken spazieren und erlebe erstaunt, wie sie sich selbstständig machen. Mein erstes Pilgermahl esse ich auf dem Hochstein, eine leckere, frisch gekochte und richtig heiße Hühnersuppe mit Nudeln. Die Portion ist recht klein, also beginnt hier die Genügsamkeit. Erschöpft und glücklich verbringe ich die Nacht in der "alten Schule" in Buchholz und ich habe die Pilgerherberge für mich allein. Ich werde nett eingewiesen und im Kühlschrank finde ich Käse, Butter, Leberwurst und Brot. Mir geht es so gut! Ich muss über mich selbst lachen, weil ich schon am ersten Tag alle Bedenken über Bord werfe und " fremde" Butter und Wurst esse. Nicht Bio und so köstlich! Ich merke meinen Rücken, der Rucksack ist zu schwer und ungewohnt und ich falle müde ins Bett.
Das Hochgefühl und der Adrenalinausstoss halten auf der 2. Etappe nach Bautzen an. 36 Grad und ständiger Durst können ihn nicht verhindern. Ich bitte 4 mal um Wasser und bekomme nicht nur dieses köstliche nass, sondern immer noch freundliche Worte und gute Wünsche auf dem Weg. Meine Dünnhäutigkeit hält an uns ich habe oft Tränen der Freude und der Dankbarkeit in den Augen. In mir jubelt und jauchzt es und ab und an muss es raus! Zum Glück bin ich allein auf dem Weg. Selbst die Dörfer sind in der Hitze recht ausgestorben.
Abends gewähren mir Anna und Steffen Obdach in Bautzen. Ich gecniesse die Aufmerksamkeit und die Dusche! Mein Rucksack ist definitiv zu schwer für den Anfang. Mein Rücken sagt " Be-schränkung" , also schicke ich über Anna die ersten Sachen zurück! Ja so geht es mir auf dem Camino! Bis bald! 



1 Kommentar:

  1. Hi Bruni ,

    wir wünschen Dir einen Gesegneten Weg und viel Freude A Presto.
    Enzo und das Da Vinci Team.

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