Mittwoch, 15. Juli 2015

Zeigt her eure Füße, zeigt her eure Schuh...


Ja der Pilgeralltag lehrt mich immer wieder neue Dinge. So erwachte ich in Börln morgens und musste feststellen, dass sich mein Handy vollständig entladen hat! Panik macht sich sofort breit. Ist es kaputt? Wenn ja, wie kann ich Holger benachrichtigen und wie bekomme ich ein Neues und meine Daten? Also ab an die Steckdose und warten. Das ist ja meine stärkste Eigenschaft! Warten statt wilden Aktionismus. Ich will in Ruhe frühstücken, aber der Magen rebelliert.Zu viel Aufregung! Nach 1/2 Stunde zeigt das Handy wieder "Leben" und ich kann beruhigt loslaufen nach Wurzen.Die Strecke ist sehr schön, wenig Asphalt, viel Wald- und Feldwege.In Körlitz mache ich Pause und bekomme von einer älteren Frau Sauerkirschen geschenkt. Mit den Mirabellen am Wegesrand bekomme ich meine tägliche Portion Obst.Danach finde ich eine Alternativroute nicht und wähle die Alternative über eine große Kuhkoppel. Die Tiere stehen in großer Entfernung und so wähne ich mich sicher. Aber ein paar Kühe finden den " blauen Fleck" ( blauer Rucksack, blaue Hose) nicht so witzig und stürmen auf mich zu. Also flinke Füße, hinter die Absperrung, wo ich stolpere und im Dreck zur Vernunft komme und somit zurück auf die Straße! So lande ich unversehrt in Wurzen bei " Der Kräuterfee", einer netten, privaten Herberge über dem Bioladen mitten in der Stadt. Ich lege den Rucksack ab und erkunde die Geburtsstadt von Ringelnatz. Das Museum hat ausgerechnet heute geschlossen. Beim Bäcker kaufe ich mir Kuchen und im Bioladen Milch und dann setze ich mich auf die Terrasse am Quartier und lese. Abends wird die Herberge voll und ich erlebe meine 1. Nacht mit einer schnarchenden Pilgerin. Morgens gibt es lecker Frühstück und viel Gequassel. Ich merke, dass das mir nach der langen Zeit der Ruhe alles zu anstrengend ist und ich mich schnell verabschiede, um in den Lauf- Alleine- Modus zu kommen. Das nächste Ziel ist Leipzig, welches ich guten Schrittes nach einer Pause am Golfplatz in Machern ( ein idyllischer Ort dafür) , erreiche. Der Weg in die Stadt an der vielbefahrenen Straße nervt und kurz nach dem Paunsdorfcenter reicht es mir. Der Kilometerzähler wird  ausgestellt und ich fahre mit der Straßenbahn zum Hauptbahnhof, wo mein erster Weg mich zu Intersport führt. Nach intensiver Beratung habe ich mir größere Schuhe gekauft (siehe Foto) und habe meine Pilgerkasse geplündert! Dann bin ich zu meinem Nachtquartier zu Cindy und Roland aufgebrochen, welche mich ganz lieb aufgenommen haben. Nun kam ein Kultur-Pausen-Tag. Mit meinen neuen "7Meilenstiefeln" bin ich ins Zentrum gestartet, um mir in der Nikolaikirche den Pilgerstempel abzuholen. Dabei bin ich in eine herrliche Kinder-Kirchenführung gestolpert und habe erlebt, wie einfühlsam Kirchengeschichte Kindern näher gebracht wird und wie wohlwollend jeder Beitrag der Kinder in das Geschehen eingeflochten wurde.
Anschließend geht es zum zeitgeschichtlichen Forum Leipzig, wo es eine Foto- Karikatur- Austellung zur Politik 2014 gibt. Es sind sehr lustige und sehr nachdenkliche Bilder dabei.
Von da geht es zum letzten Kulturpunkt, ins Museum der bildenden Künste, wo   ich in der "Schenkung Böhm" einem echten Andy Warhol gegenüber stehe."Caroline" von 1976. Martin Parr sagte mir nix, aber seine Serie " The Phone Book" fand ich toll. Ich schlenderte noch durch die Dauerausstellung und befasste mich mit Max Klinger.
Damit beendete ich meine Kunstpause und begab mich zurück in meine Pension "Lojewski jr." und überlasse mich dem süßen Nichtstun. Gemeinsam mit Cindy und ihrer Küchenwaage reduzieren wir noch das Gewicht meines Rucksacks. Ich bin dabei mich total zu beschränken und andere geben volle Fahrräder als Kunst aus. Motto: Ist das Kunst oder kann das weg! ( Fotos). In meiner Herberge bitte ich meinen mir zur Verfügung gestellten Privatsekretär eine nette Postkarte für die Tageskinder auf den Weg zu bringen. Also lasst euch überraschen! Morgen geht es nach Merseburg. Immer weiter die Straße entlang....



3 Kommentare:

  1. Schade, dass du bereits an Kleinliebenau vorbei bist. Wir hätten dich gerne persönlich mit Kaffee und Kuchen kennen gelernt. Das machen wir seit einigen Jahren, nachdem wir ebenfalls auf der Via Regia waren. Gute Füße weiterhin. Falls es am Abend in der Herberge langweilig wird: hier unser Blog über unsere Wge: www.gertkleinsteuber.blogspot.de

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  2. hallo bruni. wenn du in erfurt bist gib doch einfach mal Bescheid. würde mich sehr freuen.
    buen camino
    pilger max aus der Oberlausitz
    welcher jetz in erfurt wohnt.

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  3. Hallo Bruni, toll das du deinen Traum wahr machst.
    Ich habe auch den Wunsch den Jakobsweg zu laufen, einmal war es schon geplant, dann kam mein erstes Kind.
    Jetzt bin ich gespannt wann der Weg mich ruft. Bis dahin folge ich dir auf deinen Blog, wenn du durch Bayern kommen solltest sag bitte bescheid.
    Bis dahin wünsche ich dir allzeit gute Füsse und buen Camino.
    Herzliche Grüße Peggy aus Ingolstadt.

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