Donnerstag, 16. Mai 2024

Pilgern zu zweit

 Heute ist es wieder eine etwas kürzere Etappe, die mich zurück ans Meer führt. Gerd ist weiter an meiner Seite und so laufe ich etwas langsamer. Er meint, ich sei eine Zugmaschine, dabei Versuche ich schon mich seinem Tempo anzupassen.

Die Landschaft ist wunderbar hügelig, die Wiesen saftig grün und voller Blumen, der Himmel wird langsam blau und mein Herz hüpft vor Freude. Durch kleine Dörfer, mit hübschen Häusern kommen wir an das Zisterzienser- Kloster in Cóbreces, wo es einen Stempel gibt, doch die Kapelle dürfen wir nicht besichtigen. An einem Laden machen wir Pause und ich kaufe beim Bäcker zwei Schokocroissants für 2€. 





Dann geht es wieder an die Küste und später wieder direkt an den Strand. Es macht Spaß zu laufen und sich an der Landschaft satt zu sehen. 






Von weitem sehen wir schon die Eremita de Nuestra Señora de los Renedos. Dort angekommen ist sie verschlossen. Daneben ist ein sehr schönes Restaurant mit einem traumhaften Blick, aber auch das ist noch geschlossen.


S
Später gibt es eine Alternativroute und bevor auch diese wieder zur Straße führt, finde ich noch eine Alternative und so komme ich doch noch auf ein paar Schritte auf Wiesenwegen.



Schon am frühen Nachmittag sind wir in Commillos, wo wir in einem privaten Hostel einchecken. Es ist sauber, doch das 3- Bettzimmer ist sehr eng.



Ich verschließen meinen Rucksack und dann geht es zur Ortsbesichtigung. Hier gibt es ein paar sehr sehenswerte Häuser und einen Palast von Gaudi entworfen. 







In einem Restaurant esse ich die ersten Churros mit Kakao. Das ist heute mein Vesper.

Nach der Besichtigung beginnt die Pilgerroutine. Der Himmel zieht sich wieder zu und es regnet Bindfäden. Das Zimmer ist eng, die Wäsche nass und so stehe ich im Bad und trockne mit dem Fön die Socken 

Dann esse ich etwas im Aufenthaltsraum und bekomme von einem jungen englischen Pärchen Salat ab. Dafür Teile ich meine Großpackung Joghurt. 

Pilgern ist herrlich, doch die tägliche Bettsuche nervt mich. Es sind so viele Pilger unterwegs, dass ich um ein Vorbuchen nicht komme, da die wenigen Herbergen schnell voll sind. Das bedeutet im Moment, dass ich nur 20 km gehen kann und mir das eigentlich zu wenig ist. Ich möchte weiter, doch werde ich gebremst.

Die Nacht war erholsam und das Frühstück für spanische Verhältnisse großzügig, doch der Wettergott spielt heute morgen nicht mit. So ziehe ich mein rotes Ballonkleid über den Rucksack und wir laufen aus der Stadt raus. Ich bin immer noch in Begleitung von Gerd unterwegs, da wir für heute Abend ein Appartement zusammen gebucht haben. Die nächste Herberge klang nicht so "lecker und freundlich", sodass uns das Appartement besser gefiel und zu zweit genauso viel wie die Pilgerherberge kostet.

Kaum sind wir auf dem ersten Hügel rauf, geht es wieder runter. Der Regen hört auf und die grünen Hügel sind einfach nur beruhigend. Vögel zwitschern in den Hecken und in der Ferne sehen wir den Pico Europa verschneit im Kantabrischen Gebirge liegen.  Wenn der Asphalt nicht wäre....aber langsam gewöhne ich mich daran.


Es geht über einen Wasserarm über eine Brücke und später versuchen wir eine Abkürzung über den Strand, doch das Wasser kommt schon wieder zurück, sodass wir doch noch bis zur nächsten Brücke laufen müssen.


Endlich schafft es langsam die Sonne durch die Wolken. Wir finden einen Feldweg, der uns in Bögen zum Strand hinunter bringt. Wir sind mutterseelenallein am Strand und können unser Glück gar nicht fassen. 




An ein paar Felsblöcken werfen wir die Rucksäcke ab und steigen in die Fluten. Frisch fröhlich abgekühlt, denn trotz der nur 15°C bin ich auf dem Rücken klatschnass geschwitzt.



Dann geht es weiter am Strand bis fast nach San Vicente la Baquera. Wir laufen in die Stadt und setzen uns am Hafen in die Sonne. Gerd hat sich eine Blase gelaufen und tapet sie ab, ich repariere meine Schuhe.


Ich esse Obst und die Kekse vom Frühstück. In der Info hole ich mir einen Stempel und dann kaufe ich mir ein Teilchen beim Bäcker. Damit geht es zur Bar und mit einem großen Café con leche wird es verspeist.

Dann liegen die letzten Straßenkilometer vor uns und es gibt keine Möglichkeit, diese zu umgehen. Die Blicke in die Landschaft entschädigen für alles.





Dann ist es nur noch 1 km bis Serdio, doch unser Appartement erreichen wir schon nach 100m. Die Freude ist bei Gerd besonders groß, hat er doch heute auch noch Schmerzen im Fuß und Schienbein. 

Die Wirtin empfängt uns und Frage, ob wir verheiratet sind. Gerd zeigt seinen Ehering und sagt ja. Daraufhin gibt sie uns ein wunderschönes, rustikales, voll eingerichtetes Appartement ganz für uns allein. Nebenan sind 3 Schlafräume mit jeweils 3 Betten und einem Bad. Was haben wir für einen Luxus! Ich möchte nicht wissen, was sie sich gedacht hat, als sie unsere Ausweise kopiert hat. Zwei verschiedene Wohnorte und Namen. Soll sie denken, was sie will. 





Es gibt sogar ein frisches, weißes Frottee- Handtuch. Ich bin begeistert, denn es ist die mit Abstand schönste Unterkunft des Weges für wirklich normales Geld. Für 20€ habe ich schon in " Kaninchenbuchten" mit 3-4 anderen Pilgern geschlafen und da gab es nicht einmal einen Stuhl für jeden.

 


Abends gehen wir in die Bar und es gibt ein Menü Peregrino und es ist spanisch- vegetarisch. Nachdem ich den Koch bezirzt habe, bekomme ich das Ei zum Salat, anstelle von Fisch. Danach bin ich pappesatt und rolle mich zurück ins Bett.