Sonntag, 18. Oktober 2015

Spaniens Himmel breitet seine Sterne über meiner Isomatte aus...

Am letzten Abend luden mich Han und Willem zum Dinner ein und wir bestellten Ente mit pepignol und frittes und mir blieb das Essen im wahrsten Sinn des Wortes im Hals stecken. Der Abschied stimmte mich traurig, das neue Abenteuer wartete und der Mut verließ mich kurzzeitig, wie bei meinem Frankreichabenteuer.Schaffe ich die Etappe, die von allen als hart beschrieben wird? Leichte Panik machte sich breit und mir wurde richtig schlecht. Ich konnte nichts essen. Han bestellte einen doppelten Pfirsichlikör und dann ging es mir besser. Ich verabschiedete mich von den Beiden mit der Geschichte  und zwei Schmunzelsteinen. Sie fanden es wunderbar und waren gerührt. Wir gingen zur Herberge und das Alter der Pilger hat sich stark verjüngt!
Im Schlafraum war schon Nachtruhe, wobei davon keine Rede sein konnte. Es gab zwei Schallgrenzenschnarcher und 4 Schnarcher! 5 Uhr!!! klingelte der erste Wecker und dann aller 10 Minuten einer! Was soll das? Draußen war es stockfinster! 6 Uhr war dann allgemeines aufstehen und als wir in die Küche kamen war eine richtige " Goldgräberstimmung" und die ersten liefen in die Nacht! Ich ging als letzte und die Männer nahmen mich zum Abschied in den Arm und mir liefen die Tränen. Ich stapfte los, im noch dunkel des Morgens und finde kaum die Zeichen. Aber es läuft sich gut und nach einer halben Stunde habe ich die Ersten eingeholt. Ich überhole Koreaner, Japaner, Franzosen, je eine Schwedin und eine Österreicherin, aber keine Deutschen.
Es geht steil bergauf, aber der Weg ist breit und asphaltiert, also kein Problem. Nach 1,5 Stunden habe ich den halben Aufstieg und 7 km geschafft und laut Führer, sollte man hier überlegen, ob die restlichen 17 km noch drin sind! Also nach 100 Tagen Training ist das auch mit 15 kg ein Spaziergang!


11 Uhr war ich an der höchsten Stelle (1365m) und kurz danach in Spanien. Es war eisig kalt und ich habe unterwegs lange Hose, Jacke, Mütze und Handschuhe rausgeholt! ( Da war der Rucksack 1 kg leichter!) Wolken zogen auf, Nebel hüllte mich ein und über mir kreisten mehrere Adler. Ich begegnete außer vielen Pilgern noch Schafen und Wildpferden. Es ist gigantisch. Aufwärts unterhalte ich mich ein Stück mit Gabi aus der Wiener Neustadt. Sie empfindet den Weg auch als "Alpenspaziergang". Ich gehe weiter und in einer Schutzhütte brennt der Kamin und ich lege ein 2. Frühstück ein. Dann geht es geräuchert weiter.
Ich treffe Amanda, eine 21 jährige Schwedin, die auch allein unterwegs ist und Lust auf einen Plausch hat. Wir unterhalten uns lustig auf englisch und erreichen 13.45Uhr Roncavalles. Dort trinken wir einen Kaffee zusammen. Roncavalles ist nur die Abtei und 2 Hotels. In der Abtei wurde eine neue Pilgerherberge eröffnet. Doch 184 Betten in 3 Schlagsälen nach der letzten Nacht- Nein Danke! Ich verabschiede mich von Amanda, die müde ist und laufe noch 7 km nach Espinal. Dort erwartet mich eine private Herberge mit nur 10 Betten. Als ich ankomme, bin ich allein. Meine erste spanische Herberge macht allen Gerüchten zum Trotz einen sauberen und freundlichen Eindruck. Ich dusche ( die ist allerdings recht frisch und härtet ab), wasche meine Klamotten für 3€ in der Maschine, da alles nach Rauch stinkt und esse meine letzte französische Pate auf Barguette. Inzwischen kommen Betsy und Tracy aus Ohio und Oregan hier an. Sie sind den 2 Tag unterwegs von St. Jean Pied de Port. Ja der Weg wird voller und meine Ängste sind der Freude gewichen, die sich in mir breit macht. Spanien, dass letzte Pilgerabenteuer!

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