Mittwoch, 14. September 2022

3.Etappe Belle epoque

 Wir haben wunderbar ruhig in unserem kleinen Häuschen geschlafen, bis mich helle Blitze weckten. Draußen grummelt, rumort und blitzt es. Das Gewitter hört sich furchteinflößend an. Hat das Häuschen einen Blitzableiter? Steht der große Kirschbaum weit genug entfernt, falls er vom Blitz getroffen wird? Diese Fragen schießen mir durch den Kopf. Rausrennen ist keine Option und so bleibt mir nur Gott zu vertrauen.

Danach schlafen wir ruhig in den sonnigen Morgen. Holger holt Baguette und ich decke den Tisch auf der Terrasse. Ich sehe, dass die Franzosen, die auch hier genächtigt haben, sich schon auf den Weg begeben. Vorbildlich!

Wir nehmen uns Zeit, packen und laufen los. Heute ist der Weg tatsächlich betoniert bzw. asphaltiert und die ersten fünf Kilometer gibt es keine Alternative, da das hohe Gras am Rand klitschnass ist.

In den Wiesen sehen wir die ersten herbstlichen Spinnengespinste und eine Schnecke läuft uns über den Weg.


Die Flussauen sind wieder voller Kormorane, Reiher und Schwäne. Das Gewitter hat die heißen Temperaturen merklich abkühlen lassen und so laufen wir bei heiterem Wetter und etwa 24°C in den Tag.

Auf der anderen Seite sehen wir Schloss Menars.

An einer Kanustation setzen wir uns auf Palettenbänke und genießen eine Pause mit leckerem Kaffee.




Bis Blois ist es nicht mehr weit und wir genießen die Stadtansicht von der anderen Seite. 


Dann laufen wir über eine witzig gestaltete Treppe hinauf in die Altstadt. 



Die Kathedrale besticht wieder durch ihre Höhe, Schlichtheit und ihre alten Fenster. 




Im Jahr 1993 gab es eine Ausschreibung für die Gestaltung der kaputten Fenster, welche ein Holländer gewonnen hat. Ich finde, dass Ergebnis wird den alten Fenstern gegenüber nicht gerecht. Dann doch lieber ein paar sozialistisch angehauchte von Neo Rauch😉



Das ist eines der Neuen.

Wir gehen zum Rosengarten,  hinter uns grummelt es und ich finde, wir sollten uns einen Unterstand suchen, doch Holger ist optimistisch. Ich verschwinde im öffentlichen WC und als ich rauskomme, fängt es an zu schütten. Also Unterstand im WC mit Nase nach draußen.


Als es weniger wird gehen wir weiter, um beim nächsten Schauer in einem Bistro einen Kaffee zu genießen. Dann ziehen wir demonstrativ mit Regencape zum Schloss, wo es einen sehr schönen Pilgerstempel gibt. Ich lese, dass es hier noch ein " Lumiere aux chateau" gibt, doch Holger bremst meinen Enthusiasmus, denn es beginnt erst 22 Uhr! Da brauche ich noch mehr Kaffee.


Wir finden unser Appartement und werden per Telefon eingelassen. Technik die begeistert. Unser Zimmer heißt " Belle epoque" und ist in diesem Stil hübsch und sehr geschmackvoll eingerichtet. 




Zuerst stellen wir die Waschmaschine an. Holger holt in der Boulangerie, zwei Häuser weiter, Tarte Flan und wir ruhen aus.



Der Blick aus dem Fenster ist genial. Direkt gegenüber der Kirche Saint Nicolas.

Heute sind wir nur 17,8 km gelaufen, sodass noch Kraft für einen Stadtwalk ist.

Auf einem 5km- Parcours laufen wir noch die Sehenswürdigkeiten der Stadt ab. Leider ist inzwischen alles geschlossen, aber wir waren da😇.



Blois hat ein " Fluxus- Museum" eröffnet. Diese Kunstrichtung sagte mir noch garnichts, aber Wikipedia hilft mir auf die Sprünge. Es entstand in den 60iger Jahren, bedeutet fließen und ist nach dem Dadaismus der " 2. elementare Angriff auf das Kunstwerk im herkömmlichen Sinne"!!!

Ich erfreue mich an den Schriftzügen und kann mit meinen rudimentären Kenntnissen der französischen Sprache einiges übersetzen. Das macht mich stolz und so kann ich dem Ganzen etwas abgewinnen😅.





Blois liegt auf einem Hügel, sodass wir viel bergauf und ab laufen und uns an den schönen alten Häusern erfreuen.





20 Uhr wird es in Stadt sehr ruhig, alles schließt, nur in den Restaurants ist noch Betrieb. Wir kaufen uns in einem "Späti" etwas zu essen und setzen uns ganz gemütlich aufs Bett zum Picknicken. Irgendwie sind wir auch heute wieder ziemlich kaputt und werden auf die " Lumiere" verzichten. Ich erinnere mich, wie ich auf meinem ersten Pilgerweg in Auxerre in der Kirche eingeschlafen bin. Hier ist es im Stehen und dass möchte ich meinen Füßen ersparen. 







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