Freitag, 23. September 2022

12. Etappe: Wir spielen Kängeruh

 Heute morgen holt uns der Wecker aus dem Bett, denn wir spielen Kängeruh! Wir überspringen einen Teil der Etappe mit dem Zug. Dieser fährt nur einmal morgens und deshalb müssen wir früh ( für uns im Urlaub) los.

Bis Poitiers wären es laut Guide 35,5 km, also eigentlich zuviel, zumal die angegebenen Kilometer mit meiner App selten übereinstimmen. Die Etappe zu teilen, wäre möglich, doch Holger findet in Dissay kein Bett. Da die Etappe bis dahin eh von Asphalt an einer größeren Straße geprägt wäre, fällt es uns nicht schwer eine Alternative zu finden. Mit dem Zug bis Dissay und dann 18,5 km bis Poitiers. Dann ist auch noch Zeit für eine Stadtbesichtigung. 

Gesagt, getan. Unterwegs zum Bahnhof kaufen wir ein Baguette mit Rosinen und Cerealien.  Am Bahnhof wird angezeigt, dass der Zug 40 min Verspätung hat. So können wir in Ruhe Fahrscheine kaufen und staunen nicht schlecht, dass bei 2 Personen sich der Fahrpreis für beide um 20% reduziert. Das ist doch fahrgastfreundlich.

An dem kleinen Bahnhof von Dissay steigen wir aus und laufen an einer schönen Allee in das Örtchen hinein. Unser Blick fällt auf ein riesiges Schloss, dass als Spa- Hotel genutzt wird. Der Zimmerpreis ab 230 € ist für mich  mindestens genauso beeindruckend wie das Schloss. Gegenüber liegt eine kleine Auberge, die uns weder google noch booking angezeigt hat. Danach kommt die Post und direkt darüber stehen die Fenster der Pilgerherberge offen.  Just in diesem Moment stürzt ein Pilger auf den Weg, ohne uns zu sehen, auf und davon. 



Als ich Holger frage, was er gegen die Herberge hatte, gibt es zwei Argumente: 1.   8 Betten in 2 Zimmern...dass hatten wir ja schon.                           2. Die Etappe wäre nur 18 km lang, dass ist ihm zu wenig, da hätten wir zuviel freie Zeit in dem Kaff. Diese Argumentation ist mir neu und ich lerne dazu. Holger ist immer für eine Überraschung gut.

Wir finden den Weg. Die morgendlichen Wolken werden heller und sehen nicht mehr bedrohlich aus. Es sind schöne 20°C. Der Weg führt uns ausschließlich über Feldwege und die Beschilderung ist nun gelb/ blau,  wobei im gelben Streifen die Muschel ist. Jedes Departement schildert anders aus, aber alle vorbildlich und fast immer idiotensicher, sodass wir uns nicht verlaufen.


Pausenbank im Nirgendwo, auch hier mit Papierkorb😄.



Hier hat ein Pilger an seinem Haus seine Wege präsentiert.


Am Wegesrand in einem kleinen Wäldchen stelle ich fest, dass die Pilzsaison im Gang ist. Hier würde ich gern suchen gehen, aber wir laufen weiter.



In Buxerolles, nach 14 km, setzen wir uns auf eine Parkbank zur Pause und genießen die idyllische Stille.

Es geht weiter zu einer großen Hochhaussiedlung von Poitiers, welche gerade saniert wird. Holger meint, er sei froh, dass er nicht so wohnen müsse. Ja, wir sind privilegiert, doch für andere ist es sicher Luxus in so einer sanierten Wohnung zu leben.

Danach geht es eine steile Gasse bergab, unter einer Schnellstraße hindurch... 


...um dann wieder bergauf, um in die schöne Altstadt von Poitiers zu gelangen. Hier werden gerade gefühlt alle Gassen saniert. 


So kommen wir zum Office de tourisme, um nach Stempel und Stadtplan zu fragen.

Davor steht die eglise Notre Dame und zieht mich mit ihren Türmchen und der reich verzierten Fassade sofort in ihren Bann.





Drinnen ist sie düster durch die bunten Fenster, die Säulen sind wunderbar mit warmen Farben und faszinierenden Ornamenten bemalt. Jemand spielt Orgel. Das perfekte Ankommen. Ich entzünde eine Kerze vor dem heiligen Franziskus, für Benjamin, meinem Pilgerfreund der heute seine erste Etappe von Assisi auf dem Weg nach Rom beginnt. 


Dann gehen wir zu unserem Hotel, das Holger spendiert, da es schwierig war etwas im Zentrum zu finden. Ein Ibis- style und als wir davor stehen, denke ich Style der 70er.



Das Zimmer ist auch sehr geometrisch gestaltet🙈.

Die kleine Dachterrasse macht es charmant. So sitzen wir da und ruhen aus.

Danach gehen wir zur Stadterkundung. Es gibt einen Rest Stadtschloss zu bewundern.


Viele kleine und größere Läden, wo alt und neu zusammenkommt.


         Das sind keine Kaffeekapseln....

...sondern Daunenjacken.

Wir laufen zur Kathedrale St. Pierre, welche auch überwältigend ist.






 
Und weil aller guten Dinge drei sind, sie direkt dahinter liegt, besichtigen wir auch noch die eglise Sainte Radegonde.
Drei prächtige, große Kirchen in einer Stadt.






So sind wir wieder am Fuß der Altstadt angelangt und da mir die Beine langsam müde werden, möchte ich diese nur noch hochlegen. Außerdem habe ich Hunger und diese Kombination ist schlecht, denn die Restsurants öffnen erst 19.30 Uhr. Noch anderthalb Stunden möchte ich nicht mehr schlendern und so überrede ich Holger, uns im Carrefour ein Picknick einzukaufen, um auf unserem Dachbalkon gemütlich zu sitzen, die Füße hochzulegen und Schmankerln zu essen. Holger schaltet Spotify mit französischen Chansons ein. Der Himmel färbt sich rosa- blau! Perfekt, dieser Abend! 




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